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Musik

Heisses Eisen: Al-Namrood // Black Metal aus Saudi Arabien.

In Saudi Arabien Metal zu spielen, ist nicht einfach aussergewöhnlich. Wenn's dumm läuft, kann es einen den Kopf kosten. Und das im wörtlichen Sinn. Musik ist im Reich der Wahhabiten generell verpönt, westliche Musik verboten. Wird sie als anti-religiös eingestuft, droht der Tod durch Enthauptung, Erhängen oder Steinigen. Ziemlich Metal, könnte man sagen. Sich dieser Gefahr tatsächlich auszusetzen, ist aber allerdings schon eher selbstmörderisch.

Ãœberzeugungstäter
Doch genau dies tun Mephisto, Ostron und Mudamer, die drei Mitglieder der Saudischen Black Metal-Band Al-Namrood: versteckt hinter Pseudonymen, in geheimen Kellerräumen, fern jeder Öffentlichkeit. In Saudi Arabien gibt es keine Plattenläden, keine Rock-Instrumente, keine Aufnahmestudios. All dies hindert die drei Ãœberzeugungstäter nicht daran, dem Black Metal zu frönen und diesen mit Elementen aus der traditionellen nahöstlichen Musik anzureichern. Fünf CD's gibt es bereits, alle erschienen sie auf dem kanadischen Label Shaytan Productions. Neben Gitarre, Bass und Drumcomputer (einen Black Metal-tauglichen Drummer gibt es in ganz Saudi Arabien nicht) hört man darauf zahlreiche weitere Instrumente wie die Oud, die Ney oder die Kanun. Klingt abgefahren, hört sich im Endeffekt aber ziemlich geil an. Offenbar haben die Jungs lange daran herumgetüftelt, die orientalischen Skalen der traditionellen Instrumente mit der herkömmlichen Tonleiter der Metal-Instrumente zu vereinbaren.


Track vom 2012er-Album  «Kitab al Awthan », was soviel bedeutet wie Buch der Götzen.

Prä-islamische Geschichte
Der Name Al-Namrood geht auf einen legendären babylonischen Herrscher zurück, der sich selber als Gott sah. Frei übersetzt bedeutet er  «der Ungläubige ». Der wahhabitische Zorn würde keine Gnade kennen! Textlich setzt sich Al-Namrood mit der prä-islamischen Geschichte Arabiens auseinander und schafft damit ein Pendant zur europäischen anti-christlichen Tradition im Black Metal. Allerdings geht es hier nicht um plumpen Satanismus oder Anti-Islamismus, sondern um Kritik an Religion überhaupt und um die vertiefte Auseinandersetzung mit der eigenen blutgetränkten Geschichte. So schildern das die Bandmitglieder jedenfalls selber.


 «Jaish al Namrood » ist die neueste Veröffentlichung und enthält re-masterte Versionen fünf alter Tracks.

Ich finde, Al-Namrood haben Unterstützung verdient. Nicht nur für ihren Mut, sondern auch für ihr doch sehr eigenständiges musikalisches Schaffen. Sämtliche CD's sind direkt über www.shaytanproductions.com erhältlich – und dies erst noch saumässig günstig. Support our metal-brothers worldwide!

Matte

Für Heavy Metal zuständig … und ist der linke Fuss und die rechte Hand von Trollhauser.

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