B.O.N.Z.

Bloggende Online Nerds Zentraleuropa | Bloggerkollektiv | Webkultur

Kunst und KulturMusik

Heisses Eisen: Öxxö Xööx // Abgefahrener Scheiss.

xxö-Xööx-Rëvëürt-Membre-008-e1319330723208

Programmierte Drums! Orchestraler Bombast! Supercleane Produktion! Gothic! Normalerweise würde ich bei diesen Stichworten nicht nur abschalten, sondern mit akutem Brechreiz kämpfen. Aber es gibt eine Band, die all das vereint – und trotzdem meine vollste Bewunderung verdient. Ist es ein Zufall, dass dies ein paar durchgeknallten Franzosen gelingt? Eher nicht.

Ying und Yang und so
Schon der Bandname sorgt – gelinde gesagt – für Verwunderung: Öxxö Xööx. Was soll das bedeuten, fragt ihr euch. 69, sag ich euch. Das hat jetzt aber nichts mit irgendwelchem Schweinkram zu tun. Es steht für Evolution, für die Dualität der Kräfte, für die ewige Wiederkehr und Erneuerung im Universum. Aha! Und in welcher Sprache bitteschön? Na, in der von Bandgründer Laurent Lunoir selbst erfundenen natürlich. Hoppla, jetzt wird's richtig spannend: Sämtliche Texte auf dem 2011 erschienenen Album  «Rëvëürt » (Die Revolte des Herzens) wurden in dieser Sprache verfasst. Eine Grammatik dazu gibt es zwar nicht – damit würde man sich ja wieder in genau jenes Korsett zwängen, von dem man sich zu befreien sucht – aber ein Glossar, in dem die Vokabeln und ihre Ãœbersetzung ins Französische nachgeschlagen werden können.

Metal-Gesamtkunstwerk
Am Anfang der Band stand Laurents Entdeckung des Ouroboros, der Idee eines ewigen, in sich geschlossenen Kreislaufs der steten Erneuerung. Auf dieser Basis entwickelte er ein visuelles, musikalisches, sprachliches und philosophisches Konzept. Öxxö Xööx sind das offensichtlichste Resultat daraus. Ein Gesamtkunstwerk aus Kostümen, einer spirituellen Botschaft, einer eigenen Sprache – und einer Musik, die ziemlich für sich alleine steht. Avant-Garde Gothic Doom Metal mit einem starken klassischen Touch: So bezeichnen Öxxö Xööx ihre Musik selber, wenn sie denn müssen. Schubladendenken ist ihr Ding nun gerade nicht. Die auffälligsten Merkmale von  «Rëvëürt » sind sicherlich das etwas gewöhnungsbedürftig klackende Drum, ein gewisser barocker Pomp und natürlich der Gesang in dieser fremden Sprache, welcher dem ganzen einen zusätzlichen exotischen Anstrich verleiht. Das eigentlich Faszinierende ist aber, dass trotz der arg konstruierten Ausgangslage kein gekünsteltes, steriles Produkt entsteht, sondern mitreissende, emotionale Musik voller Atmosphäre, die mir zumindest total unter die Haut geht. Und damit auch hohes Suchtpotenzial hat.

Die nächste Platte soll in diesem Jahr erscheinen. Diesmal dann mit echten Drums. Vielleicht sogar mit echten Orchesterparts. Brrrr. Mir graust's allein bei diesem Satz. Und trotzdem bin ich sicher, dass Öxxö Xööx mich wieder umhauen werden. So zumindest hab ich's beim Universum bestellt.

Ps. Auch verdammt abgefahren: Igorrr, das Projekt des Programmierers Gautier Serre.

Matte

Für Heavy Metal zuständig … und ist der linke Fuss und die rechte Hand von Trollhauser.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert