Die Tyrannei der Aktualität #2: „Weg von den Strassen, hinaus in die Wälder!“
Für einmal ist es nicht die Kultur – kein Veranstaltungshinweis, kein neuer Song, kein Film –
die zur Eile mahnt, sondern die Natur. Plünderbereit wächst und reift derzeit in den Wäldern bündel- büschelweise der Bärlauch heran. Dass sich aus dessen Blättern ein leckere[s/r] Pesto zubereiten lässt, dürfte fast Allen bekannt sein.
Das ‚Kurzrezept' lautet wie folgt:
Fixer als der (wohl foodporn-konformere) (Stein-)Mörser macht's der Mixer. In diesen gibt man die folgenden Zutaten:
Bärlauchblätter (soviel man will), Olivenöl, Pinienkerne [oder wahlweise Hasel- resp. Baumnüsse (Lokalvariante); ebenfalls denkbar: Mandeln oder Cashewnüsse (Snobvariante)], Parmesan (optional), etwas Pfeffer (optional) und Salz (evtl.). Mixen, probieren (allenfalls ‚je nach Gusto' verfeinern). Voilà !
„Der Bärlauch hat Saison, wieso also diese Eile?“ Aus folgendem Grund: Diese Pflanze hält nämlich neben den Blättern noch eine wenig bekannte Delikatesse, die unsere Aufmerksamkeit verdient, aber alsbald gepflückt werden sollte, bereit: die Knospen samt ihrer Stiele. Man findet diese im Zentrum der Büschel (Anmerkung eines Experten für ängstliche Bärlauchpflücker: „Wenn's nach Bärlauch riecht, dann ist's auch Bärlauch, deine Nase wird dich diesbezüglich nicht täuschen. Wenn's überhaupt nicht riecht, dann lass die Pflanze stehen!“).
„Stilleben?“ „Bärlauchknospenstiele, eben.“
„Was ist mit dieser Waldesgabe nun anzufangen, wie weiter?“
Man brate die Knospen in Bratöl (auch empfehlenswert: Olivenöl oder Butter) kurz (1-2 Minuten bei hoher Hitze; sodann regelmässig wendend bei etwas niederer Hitze) an und würze diese – so man denn will – mit etwas Salz und (fast zum Schluss) ganz wenig Pfeffer.
„Und nun?“
Variante 1: „Auf eine Scheibe Brot damit und fertig ist das Apérohäppchen.“
Variante 2: „Man gebe al dente gekochte Spaghetti in die Pfanne und mische diese sorgfältig mit den Stielblüten. Eine gewürfelte (entkernte) Tomate ist jetzt auch nicht ganz fehl am Platz, rein damit.“ „Soso?“ „Nun in eine Schüssel damit“ „Okay.“ „Etwas Büffelmozzarella hinzu“ „Diesen teuren?“ „Bis hierhin, war's fast gratis!“ „Stimmt.“ „Der Parmesan steht auf dem Tisch?“ „Der Parmesan steht auf dem Tisch…“