Heisses Eisen: 2013 – mein erstes Trimester
Was für ein geiles Jahr! Bis jetzt zumindest. Und für mich. Wenn man sich zudem auf die neuen Alben von In Solitude, Watain, Atlantean Kodex oder das Abschiedswerk von The Devil's Blood freut, steht ja noch einiges bevor. Ich schaue also auf die meine ersten vier Monate 2013 zurück. Was hat mich musikalisch bewegt? Vieles. Und nicht nur neues Zeug. Auch ältere Sachen, die ich erst jetzt für mich entdeckt habe. Und ihr vielleicht bald für euch. Ach ja: Die Götteralben von Dead Lord, Ghost und Corsair fehlen hier, wurden ja schon früher in alle Himmel gelobt.
Darkthrone: The Underground Resistance
Natürlich scheiden Darkthrone die Geister. Natürlich spielen sie keinen Black Metal mehr, schon gar keinen arischen. Fenriz und Nocturno Culto deswegen Verrat oder sonst einen Blödsinn vorzuwerfen, ist aber absoluter… äh… Blödsinn. Mehr Herzblut, mehr (schon fast kindliche) Metalbegeisterung kann man nicht in Musik verpacken. Darkthrone haben es nicht mehr nötig, die bösen Buben zu spielen. Viel lieber huldigen sie schamlos, aber mittlerweile sehr gekonnt, ihren Helden: Agent Steel, Exciter, Celtic Frost, Savage Grace, Manilla Road und Tonnen von Bands, die irgendwann im Oktober 1984 in Winnipeg oder Herne-Börig ein Demo aufgenommen haben. Macht Spass.
Tribulation – Formulas of Death
(Das Album findet man tatsächlich nicht auf youtube. Auf Facebook einen Song.)
Das Debüt der Schweden war ein Death Metal-Knaller erster Güte und wurde in tiefste Hölle gelobt. Die Erwartungen der Lobhudler mochten Tribulation dennoch nicht erfüllen. Sie machten lieber gleich drei Schritte vorwärts und mindestens einen zur Seite. Mit klassischem Death Metal hat dies hier nur noch am Rande zu tun. Es ist mehr. Und es lässt sich kaum mehr schubladisieren. Schön blöd. Extremer Metal bleibt es, voller Ãœberraschungen steckt es. Neben sämtlichen metallischen Facetten schimmern psychedelische und progressive 70er-Einflüsse durch. Und man merkt: Hier hat man sich beim Songwriting so richtig Zeit genommen. Herausgekommen ist nicht weniger als ein Meisterstück an anspruchsvollem, atmosphärischem und ganz einfach saugeilem Extreme Metal, das von irgendeinem Wirrkopf gar schon vorzeitig zum Album des Jahres gekürt wurde.
Indesinence – Vessels of Light and Decay
Doom Death-Bands gibt es nicht gerade wie Sand am Meer. Dafür gehen diese meist mit besonderer Inbrunst zur Sache. Neben Hooded Menace sind Indesinence für mich die beste neuere Truppe aus dieser Nische. Wo moderne Bands dem Irrtum erliegen, mit überlauten Produktionen und künstlich aufgeblasenem Sound Power und Heavyness zu erzeugen, setzen Indesinence auf tonnenschwere Riffs, Friedhofatmosphäre und schwermütige Melodien für Millionen von Untoten. Der Sänger growlt und flüstert sich durch die Songkaskaden, die Stimmung pendelt zwischen Melancholie und Verzweiflung, Weltenhass und Resignation – für Abwechslung ist also gesorgt. Ein Dampfhammer von einem Album.
Nontinuum – The Stars you gathered, the Stars I destroyed
Ein-Mann-Bands, die sich auflösen: Das gibt's nur im Black Metal. Glücklicherweise legte sich J.P. aus M. nicht ins Säurebad, obwohl das durchaus seine Glaubwürdigkeit innerhalb des Genres unterstrichen hätte. So wird er uns auch in Zukunft für musikalische Offenbarungen zur Verfügung stehen. Denn nicht viel weniger ist dieses zweite Album seines Projekts Nontinuum. Klar: Wer es ausschliesslich true norwegian mag, wird mir barsch widersprechen. Hier handelt sich um die, nun ja, moderne Variante von depressivem Black Metal. Böse Zungen würden es als Emo bezeichnen, Hipsters als Shoegaze. Für mich ist es ganz einfach ein fantastisches Stück atmosphärischer Musik voller Wut und Verzweiflung. Mir fährt's schubweise unter die Haut, Freunde.
Ascension – Consolamentum
Schon über zwei Jahre alt, habe ich dieses Album erst von einigen Monaten entdeckt. Zum Glück! Ascension aus Sachsen orientieren sich musikalisch am typisch schwedischen Black Metal. Der Vergleich mit Watain lässt sich kaum vermeiden, ist aber als Kompliment zu verstehen. Auch die deutschen Kollegen von Secrets of the Moon sind nicht allzuweit entfernt. Wer seinen Black Metal gerne erhaben, aber auch abwechslungsreich und technisch versiert hat, sollte ein Ohr riskieren. Consolamentum ist ein monumentales Werk, orthodox vor allem, was die inhaltliche Ausrichtung betrifft. Für Gutmenschen und Hornbrillenträger nicht geeignet.
Pallbearer – Sorrow and Extinction
Vielleicht das beste Doom-Album 2012! Pallbearer treiben die klassischen Doom-Tugenden auf die Spitze: Riffs, die alles zermalmen, eine geradezu feierliche Atmosphäre, dazu Melodien und Leads, die Felsen zum Weinen bringen und eine Stimme, die zerbrechlich und unnachgiebig zugleich die Botschaft von der Endlichkeit unseres jämmerlichen Daseins verkündet. Und das alles bei einem Gitarrensound, der so heavy ist, so heavy as a real heavy thing. Also richtig heavy. Lasst euch bekehren.