Heisses Eisen: Das Beste aus 2013 // Teil III
Was für ein geiles Hardrock-Jahr! Momentan scheint einfach ne gute Zeit für bodenständige, ehrliche Klänge zu sein. Da können Miesepeter noch so lange vom Retro- und Okkult-Rock-Hype palavern. Solange dieser derart viele herausragende Alben an Land spült, muss ich mich um den mittelmässigen Rest nicht kümmern. Hier meine Faves des vergangenen Jahres.
Dead Lord – Goodbye Repentance
Ich glaub, die hab ich schon mal vorgestellt. Da die Scheibe seit ihrem Release im Frühling keinen Deut an Hörqualität eingebüsst hat, ist die nachmalige Erwähnung zweifellos verdient. Natürlich klingen Dead Lord wie Thin Lizzy zu besten Zeiten. Aber solche Songs muss man erst hinkriegen! Twin Guitar-Harmonien vom Allerfeinsten, einprägsame Refrains, charakteristische Vocals: Hört sich einfach an, ist aber einmal mehr hohe schwedische Schule.
Horisont – Time Warriors
Und gleich nochmal Schweden. Horisont schaffen es einfach nicht, mittelprächtige Alben zu machen. Jedenfalls krieg ich auch den Drittling Time Warriors kaum mehr aus dem CD-Player raus. Klar, die Stimme von Axel ist nicht jedermanns Sache, auch ich hatte einst Mühe damit. Meine Erleuchtung fand am Hammer of Doom 2012 statt: Horisont zauberten mir ein halbstündiges Dauergrinsen ins Gesicht. Seitdem bin ich beinharter Fan. Das neue Album rockt sogar noch ein bisschen mehr, die Songs gehen aber nach wie vor direkt ins Ohr und ins Bein. Pure Freude!
Beastmilk – Climax
Das Highlight zum Jahresende! Der eine oder andere Vorabtrack hatte mir den Mund längst wässrig gemacht. Und meine hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Beastmilk kommen aus Finnland und haben mit Hexvessel-Chef Matt McNerney (aka Kvohst) einen exzellenten Sänger. Den braucht es auch, wenn man in den Fussstapfen von Joy Division, The Cure oder Sisters of Mercy nicht versinken will. Und das tun Beastmilk mitnichten. Der Spirit ist da, die Songs sind da, die Atmosphäre: Hier stimmt alles. Sogar Fenriz hat sein Okay gegeben. Wer soll den Höhenflug noch verhindern?
Ghost – Infestissumam
Das musste ja kommen. Schliesslich hab ich diese Teufelsgabe schon im April zum Album des Jahres gekürt. Tatsächlich habe ich meine Meinung seither nicht geändert. Jedenfalls lassen sich 2013er-Veröffentlichungen, die diese hier übertreffen an höchstens einer Hand abzählen. Das einzige, was hier nicht flutscht ist der Albumtitel: Ich musste ihn doch tatsächlich wieder nachschauen. Ansonsten gilt: Kniet nieder, betet zu Papa Emeritus II. und erweist Ehre, wem Ehre gebührt. Sofern ihr dessen überhaupt würdig seid.
Free Fall – Power & Volume
Noch ne schwedische Band, die ich erst live sehen musste, um restlos überzeugt zu werden. Bei ihrem Auftritt im Aarauer Kiff staunte ich Bauklötze. Grosse Gesten, grosse Stimme und – einmal mehr – grosse Songs. Darunter die Wahnsinnsnummer Attila, eine dunkle Epic-Ballade mit einem Spannungsbogen in bester Princess of the Dawn-Manier. Und das soll was heissen. Auch die anderen Tracks überzeugen mit wilden Gitarren, kraftvoll-heiseren Vocals und jeder Menge Energie. Warum wandere ich eigentlich nicht nach Schweden aus?
Zodiac – A Hiding Place
Zum Schluss verlassen wir Skandinavien doch noch. Zodiac geben sich auf ihrem Zweitling nämlich keine Blösse. Noch etwas Trockener als auf dem Debut, zelebrieren die Münsteraner einmal mehr hoffnungslos altmodischen Bluesrock, ohne auch nur ansatzweise altbacken zu klingen. Die Quadratur des Kreises? Wiederum hat eine charismatische Stimme grossen Anteil am Wiedererkennungswert. Aber auch der Rest der Band hat den Groove gefressen. Eindringliche, schlicht wunderbare Songs sind letztendlich gegen nichts in der Welt einzutauschen. Manchmal ist’s eben doch so einfach.