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Legalize, Commercialize, Monopolize

Legality_of_cannabis_for_medical_purposes

In kleinen und pragmatischen Schritten wird der Hanf entkriminalisiert und die Frequenz dieser kleinen Schritte hat sich die letzte Zeit merklich erhöht. Die kontrollierte Abgabe in einzelnen US-Bundesstaaten, der legale Konsum und begrenzter Anbau in Uruguay, die gelockerte Handhabung in einigen europäischen Staaten, usw. Die öffentliche Empörung ist relativ gering, ebenso die Freude darüber. Selbst in der Schweiz werden neue Projekte angestossen. Nicht zu vergessen, dass der Konsum hierzulande seit letztem Jahr mit einer Ordnungsbusse von CHF 100.– geahndet wird. Trotzdem bleibt klar, so ein Ãœbergang dauert seine Zeit. Die Frage ist weniger, ob Hanf legalisiert wird, sondern wie und wann.

So halten sich Konsumenten vornehm grinsend zurück, vorangetrieben wird die Kampagne von Politik und Wirtschaft. Auf der Angebotsseite wird reichlich investiert: Gärtnereisachen, Dünger, Indoorzeugs, Sicherheitsdienste, usf. Fonds sammeln bei Investoren Geld ein, um damit Startups zu finanzieren. Goldgräberstimmung. Auch ist die Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Hanf professioneller geworden, insbesondere in den USA. Angesichts der Steuereinnahmen durch den Hanfverkauf und der sinkenden Kriminalitätsrate in Colorado wechseln immer mehr Republikaner ins Legalisierungslager.

Ein Indikator dieser Entwicklung ist der Aktienkurs von GW Pharmaceuticals.

Our vision… is to be the global leaders in prescription cannabinoid medicines, through the rapid cost-effective development of pharmaceutical products which address clear unmet needs…

Das Unternehmen hat im Rahmen einer Partnerschaft exklusiven Zugang zum Genpool von HortaPharm. Um HortaPharm ranken sich allerlei Mythen. Sie growen bzw. forschen seit den 1990ern in den Niederlanden mit dem Segen des Staates. Neben dem Know How dürften sie mittlerweile über den grössten Genpool verfügen, auch weil traditionelle Landrassen grösstenteils verschwunden sind bzw. mit Skunk und NL vermischt wurden.

Die rasche Kommerzialisierung und Marktkonsolidierung wecken auch Irritationen. Zeichen dafür sind die Gerüchte, Monsanto entwickle genmanipulierten Hanf. George Soros, geläuteter Kapitalist und Gutmensch, dem Verbindungen zu Monsanto nachgesagt werden, habe die Legalisierungskampagne in Uruguay bloss finanziert, damit Monsanto Marktzugang und einen Testmarkt habe. Analog zum Mais oder Weizen würden Resistenzen in das Genom eingebaut und mit DNA-Markern versehen, damit Patente und staatliche Regulation durchgesetzt werden könnten. (… Und wenn wir schon bei den Gerüchten sind, vom legendären G13-Klon wird ja seit Jahrzehnten behauptet, dass er in den Labors der CIA gezüchtet worden sei, wo er von einem Mitarbeiter in den 1960ern rausgeschmuggelt wurde und so in die Growszene gelangte…)

Meinen Kontaktmann bei der CIA konnte ich leider nicht erreichen und was an den Monsanto-Gerüchten dran ist, kann ich nicht wirklich beurteilen. Soros ist zwar mit einigen hundert Millionen an Monsanto beteiligt und lobbyierte für die Liberalisierung in Uruguay. Klar ist, dass bei einer Liberalisierung die Nachfrage nach Saatgut steigt. Monsanto ist bekanntermassen Weltmarktführer bei genmanipuliertem Saatgut und ist in Uruguay tätig. Sie haben einen Kooperationsvertrag mit Bayer und Bayer hat einen mit GW Pharmaceuticals und die haben Zugang zu den Schätzen von HortaPharm… Bei der heutigen Vernetzung von Politik und Wirtschaft lassen sich allerlei Verbindungen ziehen und ist sicher auch vieles möglich.

So oder so, der Trend scheint klar: legalize, commercialize und allenfalls monopolize. Vergleichbar mit stark regulierten Branchen wie Alkohol, Tabak oder Pharma. Die Frage ist weniger ob, sondern wie, wann und wer.

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