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Auf alt getrimmt und neu bestimmt: Die Vintage-Revolution

Schreibmaschine

Back to the roots: Mit dem Revival alter Schalplatten begann der Vintage Hype, der sich inzwischen durch nahezu alle Lebensbereiche zieht: Vorzeitliche Stücke und Stoffe zieren das Wohnzimmer und den eigenen Leib. In der Vergangenheit nur den Sommeliers als Kennzeichnen für gute, alte Weine bekannt, steht Vintage heute im Zeichen der Kombination aus Alt und Neu.

En vogue: Grossmutters Bluse

Besonders deutlich wird der Vintage-Wahn in der Fashionszene: Kaufwütige Modebloggerinnen halten sich mit Posts über geshoppte Trendteile zurück und präsentieren derzeit ihre Kreativ-Kombinationen aus alten Strickpullovern, 80er-Jahre-Karottenhosen und übergrossen Hemden. Das Positive: Die guten, alten Stücke sind ausgesprochen günstig, wenn nicht gar umsonst  – die aussortierte Kleiderkiste in die Jahre gekommener Verwandter gibt ebenso viel her wie ein früher Flohmarktbesuch. Mit den neusten Farbinspirationen, wie sie unter anderem bei Street One zu finden sind, ist der Look dann selbst für Mode-Anfänger realisierbar und die Pflichtkomponente  „modern “ erfüllt. Doch vereinzelnd kommt auch Grossmutters Strickpulli in gewöhnungsbedürftigen Farben sowie an Spitzendeckchen erinnernde Blusen zum Einsatz, die selbst an Experten getragen eher für ein Schmunzeln statt Bewunderung sorgen.

Mit altem Trödel aufgemöbelt

Second Hand Shops für Vintage-Mode sind inzwischen in fast jeder Grossstadt zu finden und eine beliebte Anlaufstelle für jene, die sich den Wunsch von einem alten Designer-Stück erfüllen möchten. Spezielle Möbel- und Dekorationshäuser hingegen lassen auf sich warten  – stattdessen gibt es handgefertigte Kommoden und Schränke im Shabby Chic oder mit Patina-Details, die im Einzelnen noch teurer sind als die modernsten und grössten Wohnwandkombinationen. Da kommt einem ein eingestaubter Sekretär oder das alte, orangefarbene Kabeltelefon gerade recht, denn die Dekorationsmöglichkeiten kennen in der Vintage-Sphäre keine Grenzen: Alt kann schick sein und schick ist, was gefällt. Die im Keller gelagerten Holzmöbel aus alten Tagen werden mit neuer Farbe und Schmirgelpapier erst aufgefrischt, dann wieder auf alt getrimmt und neben Hochglanz-Sideboards positioniert.

Und was ist mit dem Rest Lebensstil?

Kleider machen Leute und an den vier Wänden erkennt man häufig, wie ein Mensch so tickt. Doch im Grunde dient beides nur dem Zwecke der Äusserlichkeit und hat vor allem nicht wirklich einen praktischen Sinn. Die Schreibmaschine feiert derzeit ihr Revival, taugt jedoch nur als hübsches Dekorationsstück. Genauso verhält es sich mit einem Oldtimer: Man kann ihn noch fahren und zieht sicher alle Blicke auf sich, doch spätestens an der Zapfsäule trifft einen die Erkenntnis, dass das Portemonnaie leerer ist als der Tank. Den Lebensstil auf Vintage zu trimmen, könnte also eine Herausforderung werden, die viele junge Menschen gar nicht mehr annehmen möchten. Nicht umsonst ziehen die meisten Menschen unter 30 vom guten alten Land in die moderne Stadt um.

Bild:  © istock.com/ideabug

Tina

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