Fettes Brot: Tourauftakt
In Zeiten, in denen jeder für sich schaut, sind Fettes Brot grosszügig und in Spendierlaune. Anfang Jahr haben sie uns nämlich einen freien Abend geschenkt: Die ursprünglich geplanten Tourtermine vom Januar wurden um eine Schwangerschaftsperiode nach hinten verlegt – also in den Oktober.
Falls ihr euch also jenen freien Abend im Januar mit ungeschütztem Beischlaf „vertrieben“ habt, wart ihr gestern nicht im Komplex, sondern im Kreissaal.
Für alle Nichtschwangeren und Nichtwerdendeväter ging’s aber heute Abende in den Komplex. Sie sind nicht nur in der Verhütung einsame Spitze, sondern auch in der Organisation. Das Konzert war nämlich schon seit gefühlten 2 Lichtjahren ausverkauft. Wer Tickets wollte, musste sich früh organisieren.
Ein Konzertsaal voller organisierter Leute – das erklärte wahrscheinlich auch, warum geduldig und schön in Reih und Glied auf das Bier oder die Garderobendame gewartet wurde. Auch wenn die Schlange kurz vor dem Konzert länger war als an jedem Skilift bei einem strahlenden Wintertag.
Aber das geordnete Anstehen wurde belohnt – und zwar mit dem Tourauftrakt! Zürich war die erste Station der „Shhh….“-Tour der fetten Brote.
Pünklich um 9 eröffnete Fettes Brot mit ihrer neuen Single „Teenager vom Mars“ und ballerte in der ersten halben Stunde gleich ein Hitfeuerwerk ab. „Nordisch by Nature“ und „Jein“ waren dabei.
Wer jetzt seine vom Mitsingen trockene Kehle im oberen Stock mit einem Bier wieder ölen wollte, hatte Pech gehabt. Einmal mehr hat der Komplex die Trinkfestigkeit des Publikums unterschätzt und der Zapfhahn verhielt sich schon nach kurzer Zeit wie ein Politiker mit Tollwut. Er spuckte nämlich nur noch heisse Luft und Schaum.
Nach dem ersten Feuerwerk ging’s etwas romantischer weiter mit „Von der Liebe“, „Echo“ oder „An Tagen wie diesen“ – gab der Bar auch etwas Zeit die prekäre Lage ein wenig zu entschärfen.
Unterdessen wurde bereits Lautstrak „Schwule Mädchen“ gefordert. Den Song musste man sich allerdings hart verdienen.
Zuerst gab’s jetzt nämlich als Zugabe ein Potpourri der fettbrotigen Rappmusik, bevor sich die Jungs noch ein zweites Mal rausklatschen liessen – sind wir hier im Theater oder was?!
Unterdessen wurden viele schon von ihrer letzten ÖV-Verbindung rausgeklatscht. Für alle jene, die leider schon weg mussten aber schon ab dem zweiten Song jedes Mal „Schwuuuuuuule Määäädchen“ riefen – Schwule Mädchen:
Hütte voll, Bier (fast) alle, letzter Zug verpasst – würde sagen: Tourauftakt geglückt!