Heisses Eisen: Al Namrood – Lebenszeichen aus der Dunkelheit
Da sind sie wieder: Al Namrood, einsame Verfechter des Saudi-Arabischen Black Metal. Ihr neuestes Album heisst «Djaji al Joor », zu deutsch in etwa «Dunkelheit der Ungerechtigkeit ». Und davon gibt es in der Heimat von Mephisto (Gitarre, Bass, Perkussion), Ostron (Keyboards, Perkussion) und Humbaba (Gesang) bekanntlich mehr als genug.
Kaum hatte die Nachricht, Saudi Arabien habe mit 158 Hinrichtungen in einem Jahr einen neuen Rekord aufgestellt, die Welt schockiert, da bringen die blutrünstigen Scheichs zum Neujahr mal eben 47 Verurteilte auf einmal zur Strecke – per Erschiessungskommando oder Enthauptung. Nicht selten werden die Leichen danach am Galgen öffentlich zur Schau gestellt. Hat da grad jemand «IS » gedacht?
Es ist ein Rätsel, wie man in einer solchen Welt als Black Metaller, als erklärt Ungläubiger, ja als Verbreiter eines prä-islamischen arabischen Heidentums standhaft bleiben kann. Die Jungs von Al Namrood tun dies und haben Ende letzten Jahres ein neues Album veröffentlicht, einmal mehr auf dem coolen kanadischen Label Shaytan Productions. Auch Shahid, der Betreiber des Labels ist zweifellos ein Ãœberzeugungstäter, wie es sie im Metal zum Glück immer noch – vielleicht sogar wieder vermehrt – gibt. Dank diesen bleibt diese Musik wenigstens im Underground und in vielen nicht-westlichen Ländern nach wie vor gefährlich und spannend.
Al Namrood haben sich mittlerweile durchaus einen Namen gemacht mit ihrem höchst eigenständigen Black Metal, der durch zahlreiche traditionelle Instrumente, überraschende Rhythmen und einen Sänger, dem man den vollkommen manischen Prediger jederzeit abnimmt, angereichert ist. Das Ergebnis klingt auf «Djaji al Joor » gleichermassen ausgefeilt (weil stimmig) wie barbarisch (weil unseren Hörgewohnheiten längst nicht angepasst). Wer sich also eine rohere, meinetwegen auch exotischere, vielleicht ehrlichere Variante von Melechesh wünscht, dem kann ich Al Namrood nach wie vor wärmstens empfehlen.
Support the true global metal underground!
Bestellen könnt ihr das Album via Bandcamp.
Und was genau ist jetzt an Melechesh unehrlich?
Aha. Und was genau ist jetzt an Melechesh unehrlich?
Natürlich nichts. Allerdings könnte weltweiter Erfolg und ein Vertrag bei einem grossen Label zum einen oder anderen berechnenden Gedanken Anlass geben.