Red Hot Chili Peppers – Einer für alle, alle für einen
An einem windigen Herbstabend an ein Red Hot Chili Peppers Konzert zu gehen, fühlt sich etwa so an, wie wenn man am Venice Beach eine doppelte Portion Vermicelles frisst. Etwas unkonventionell, aber trotzdem verlockend.
So verlockend, dass die Red Hot Chili Peppers gleich zwei mal das Stadion mit vielen kleinen Californianern füllte.
Als Support Act haben sich die Red Hot’s die französische Psychobilly-Band La Femme eingeladen. Ihre Musik kann man sich in etwa so vorstellen: Wenn der Junge von der unendlichen Geschichte damals auf dem Rücken von Fuchur einen iPod dabei gehabt hätte, wäre da ziemlich sicher La Femme in seiner Playlist ganz oben gewesen.
Einsteigen in die musikalische Abenteuerreise wollte aber am frühen Abend jedoch noch niemand so wirklich. Man war hauptsächlich noch mit der Zuführung von Kalorien in verschiedenen Agregungszuständen beschäftigt. Und darum verschwand der Keyboard-Jahrmarkt aus Frankreich auch wieder fast so schnell wie er aufgetaucht war.
Danach wurde die Bühne für die Red Hot Chili Peppers umgebaut. Viel gab’s da allerdings nicht zu tun. Keine zweistöckigen Bühnenkonstruktionen mit UFO-ähnlichen Anbauteilen, sondern einfach ein paar Verstärker und ein Schlagzeug reichten aus. „Reduce to the Max“ heisst das im Bullshit-Bingo-Jargon.
Ein Gadget-Trumpf hatten die Red Hot’s aber noch im Ärmel – besser gesagt an der Decke. Doch erstmal legten Flea, Chad und Josh mit einem abgefahrenen Instrumental-Solo los.
Mit dem Auftritt von Anthony Kiedis stimmte dann die Band in Can’t Stop ein und gleichzeitig schossen gegen 100 bewegliche „Leuchtkolben“ über der Band und über dem Publikum von der Decke. Mir entfuhr spontan ein teeniehaftes „Wooohooo“!
Das Zeug sah scheisse-geil aus und war wahrscheinlich noch umweltfreundlicher als ein mit Solarstrom betankter Tesla. Der ganze Pyrokack konnte dagegen jedenfalls gepflegt einpacken!
Can’t stop, Dani California und Scar Tissue warfen die Red Hot Chili Peppers dem Publikum gleich als erstes entgegen.
Nach diesem Kick-Start ging es dann erstmal weiter mit ein paar Experimentaltracks, die dem Durchschnitts-RHCP-Hörer (wie zum Beispiel mir) wahrscheinlich nicht so geläufig waren. Aber egal, bei welchem Song – Anthony Kiedis bewies wieder mal: Er war einer für alle. Omnipräsent auf der Bühne und somit neben Flea DER Magnet für Zuschauerblicke schlechthin.
Da schaut man auch über die Tatsache hinweg, dass heutzutage bei einer Blind-Audition bei The Voice für ihn wahrscheinlich niemand mehr buzzern würde – nicht mal wenn Scooter in der Jury sässe.
Aber was gesanglich nicht ganz passt, wird sofort von der Band ausgebügelt, oder zur Not gleich vom ganzen Publikum – eben alle für einen.
Und wenn bei By the Way nicht jeder Ton ganz passt, merkt das eh niemand, weil wir dann alle schon in Gedanken über kalifornische Highways cruisen.
Obwohl die Red Hot Chilli Peppers zu einer Generationenband geworden sind, brennen sie immer noch bis ganz zum Schluss eines Auftritts – wie das bei Chilli-schoten halt so üblich ist.
So hallte der Saalfeger Give it Away denn auch noch lange durch Oerlikon. Heute gibt’s die zweite Vorstellung der Red Hot Chili Peppers. Wer ein Ticket hat, gehört zu den Glücklichen, denn auch die Zusatzvorstellung ist ausverkauft.