Fuller House: Ein Wiedersehen mit DJ, Stephanie & Co.
Es war eine DER erfolgreichsten Serien der vergangenen Jahrzehnte: „Full House“, eine amerikanische SitCom, die im San Francisco der späten 1980er und frühen 1990er Jahre spielt.
Mit „Fuller House“ hat Netflix nun eine Fortsetzung des Kultcomedy ins Leben gerufen. Seit Ende 2016 ist die Serie online abrufbar, wahlweise im englischen Original oder der deutschen Synchronisation. Bisher wurden zwei Staffeln veröffentlicht, beide umfassen jeweils 13 Folgen.
Das Konzept von „Fuller House“ ähnelt dabei sehr dem von „Full House“: In beiden Serien steht ein verwitweter Ehepartner im Mittelpunkt, der sich fortan alleine um seine Kinder kümmern muss. Damit führt DJ quasi die Rolle ihres Vaters fort – und bekommt, ebenso wie damals Danny Tanner, tatkräftige Unterstützung. In „Full House“ waren Onkel Jesse und Freund Joey die Helfer in der Not, bei „Fuller House“ sind es nun DJs Schwester Stephanie und Kimmy, ihre Freundin aus Kindheitstagen. Die Cast besteht zu großen Teilen aus bereits bekannten Gesichtern, wird aber um einige Neuzugänge – vor allem Kinder und lästige Ex-Männer – ergänzt.
Der Serientitel „Fuller House“ ist dabei recht clever durchdacht: Als Fortsetzung ist „Fuller House“ natürlich die logische Steigerungsform des Originaltitels „Full House“ – gleichzeitig ist „Fuller“ aber auch der Nachname, den DJs durch ihre Heirat angenommen hat.
Diese Doppeldeutigkeit ist nur eine von vielen charmanten Ideen, denn punkto Running Gags kann man „Fuller House“ wirklich keine Vorwürfe machen: Anspielungen, Zitate und Szenen von früher werden am laufenden Band eingestreut, nicht zuletzt im sehr nostalgisch wirkenden Vorspann.
Amüsant sind außerdem die Seitenhiebe auf die Olsen Zwillinge, die sich zu Zeiten von „Full House“ die Rolle der jüngsten Tochter, Michelle, geteilt hatten. Sowohl Ashley als auch Mary-Kate haben sich geweigert, bei der Fortsetzung mitzuwirken – übrigens als einzige Mitglieder der ursprünglichen Cast, die immerhin 11 Leute umfasst. Dass die Olsen Zwillinge nicht einmal einen Gastauftritt absolvieren wollten, scheint das Creative Team ein wenig verstimmt zu haben: Bereits im Pilot wird spitzzüngig darauf hingewiesen. Ein eher ungewohnter Zug im ansonsten sehr auf Idylle bedachten „Full(er) House“, aber gerade aus diesem Grund eine erfreuliche Überraschung.
Beim Stichwort Idylle sind wir übrigens beim einzigen Punkt angelangt, der die Wiedersehensfreude etwas trüben könnte: „Fuller House“ ist mindestens ebenso Harmonie süchtig, moralisch angehaucht und kitschig wie es damals schon „Full House“ war. Fans der ersten Generation werden sich daran nicht weiter stören – immerhin macht diese betont heile Welt, bei der am Ende alles wieder gut ist, ja auch den Reiz der Serie aus. Neue Zuseher könnten das Konzept mitunter etwas befremdlich und überholt finden. Wer früher gerne „Roseanne“ gesehen hat, sich über „South Park“ amüsiert und den Humor von Howard Stern schätzt, wird mit „Fuller House“ vermutlich nicht glücklich werden. Allen anderen sei empfohlen, zumindest einmal reinzuschalten – hier wird solide Unterhaltung für die ganze Familie geboten. Der Humor ist charmant (und durchgehend harmlos!), die Storyline nicht unoriginell und die Dialoge bieten laufend Running Gags, die sich auf den Vorgänger „Full House“ beziehen. Dazu kommen wirklich glänzend aufgelegte Darsteller, die mit sichtlich viel Spaß an ihre Rollen herangehen.