Eröffnung Samsung Hall: kurz vor knapp
Als man gestern Abend vor der Samsung Hall stand, hatte man das Gefühl, dass der letzte der 2200 Betonmischer gerade erst vom Hof gefahren ist. Eine Stunde vor Türöffnung wurde noch gehämmert in der Samsung Hall, der Boden war zum Teil noch abgedeckt und die Putzequipe sprintete mit dem Staubsauger bewaffnet durch die Eingangshalle. Dass die Samsung Hall tatsächlich rechtzeitig fertig wird, wurde von vielen angezweifelt – aber sie wurde fertig, mindestens mehrheitlich 😉
Die Eröffnung konnte wie geplant beginnen. Und diese Eröffnung wollten auch erstaunlich viele Leute miterleben. Das nach Büroschluss sonst so ruhige Quartier in Stettbach platzte aus allen Nähten. Das freute nicht nur die Hallenbetreiber sondern auch die Polizei, die den Eröffnungsbesuchern fleissig Parkbussen verteilten…
Bligg hatte die grosse Ehre, die grosse Hall musikalisch zu entjungfern.
Man hätte über 2-3 Sachen meckern können, die noch nicht bereit waren. Aber etwas war definitiv bereit: Die Musikanlage! Meine Güte! Bei den tiefen Bässen ist man sich nicht mehr sicher, ob der eigene Kopf vibriert oder die Wand…oder beides. Die Soundanlage hat genug Power, um einem das Bier aus der Hand zu föhnen.
Soundanalge hui – Eingänge pfui: Die Eingänge zur Halle gibt’s leider nur auf einer Seite. Und da der Durchschnitts-Mensch gerne einen Eingang als Fluchtmöglichkeit in seiner Nähe hat (im Falle eines Atomangriffs, einer Evakuierungsübung oder einer Durchfallattacke), verstopft sich die Eingangsseite recht schnell. Hat man sich erstmal durch die menschliche Eingangsbarrikade durchgekämpft, gibt es auf der linken Seite genügend Platz. Und da behauptet Gölä noch, die ganze Schweiz sei „zu links“.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass aus dem ehemaligen coolen Büetzer mit der Gitarre ein verbitterter Wutbürger geworden ist. Heisst es doch in seinem Song „i wärche hert“:
„Scho uf em Weg zu dr Büetz, da gsehni so ne Penner
D’Hose i de Chnöi, mit me Bier usem Denner
Dert göh mini Chole, dänk i so für mi
U das ig ewigs nümm i de Ferie bi gsi…“
Brauchen wir wirklich solche Texte, in einem Land, in dem es weniger Sozialhilfeempfänger gibt, als Gölä CD’s verkauft hat? Und sieht Gölä da überhaupt einen Penner? Oder kommt da vielleicht grad jemand von der Nachtschicht nach hause, der sein Feierabendbier genau so verdient hat, wie jemand, der um 17 Uhr Feierabend hat?
Und vor allem: Wieso äussert er sich so abschätzig über Denner-Bier?!
Egal, die Hall ist zwar der beste Raum, aber gestern nicht der Raum mit der besten Musik. Die gibt’s in der Loft und im Club.
Ein wirklich gelungener Mix an Schweizer Musik hat uns da die Samsung Hall präsentiert.
Im Loft zum Beispiel Meng Tian aus Zürich:
Auch Allen Finch, The Voice-Legende Sheem Thomas und Damian Lynn spielten im kleineren Saal im ersten Stock, der wahrscheinlich als letzter fertig geworden war. Während des ersten Konzerts wurde die Bierzapfanlage noch herbeigekarrt und mit der Loft-Beschriftung war man auch noch nicht so ganz fertig 😉
Die Antwort auf die Frage, wie häufig man das Loft besuchen sollte, wäre somit auch gleich geklärt. Ein Raum mit schönem Ambiente und ideal, wenn man sich zur Abwechslung mal nur von Musik berieseln lassen will.
Dafür war der Club im UG ready für Party. Eröffnet von Yokko und zum kochen gebracht von Klischée ist es der Raum mit der grössten Hexenkessel-Garantie in der ganzen Samsung-Hall.
Die Samsung Hall legte gestern einen Start von 0 auf 300 hin. Vom Spatenstich zu einem Grossevent mit 3 Bühnen in nur eineinhalb Jahren. Wo finde ich was? Wer spielt wo? Wo darf ich überhaupt durch? Das war noch nicht so ganz klar. Für das Publikum war es ein Konzertabend mit Schnitzeljagt-Charakter – aber immer freundlich unterstützt vom Samsung Hall Personal. Und das hat gestern sicherlich den Improvisationsaward verdient.