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Musik

Luumu – Projection

Luumu gehört einer neuen Generation von Bands an, welche sich auf den Jazz beruft, aber aus verschiedenen Musikstilen zu einem eigenständigen Sound findet. Diesen Januar erschien ihr zweites Album „PROJECTION“.

Surreal, geheimnisvoll und mystisch ist sie, diese Welt, welche Luumu in ihren Songs entstehen lassen. Kopf der Band ist die Songwriterin, Sängerin und Pianistin Adina Friis. In Dänemark geboren und in der Schweiz aufgewachsen, ist die skandinavische Herkunft von Adina Friis nicht nur im Bandnamen (Luumu bedeutet „Pflaume“ auf Finnisch) präsent, sondern auch hörbar. Die Lieder entstanden in Kopenhagen, wo sie für einige Zeit gewohnt hat, und fussen stark in der skandinavischen Folkmusik. Zusammen mit Andy Schelker am Schlagzeug und Simon Iten am Kontrabass formiert sich ein Trio, welches sich nicht an Genregrenzen hält.

Das Debutalbum „The Eye Of The Clown Behind The Spyglass“ erschien 2014 bei Unit Records. Seither ist Luumu konstant auf Tour und hat das Publikum auch auf internationalen Bühnen wie dem Copenhagen Jazzhouse, am Copenhagen Jazzfestival oder im „Porgy & Bess“ in Wien verzaubert. Vieles, was seither in der Welt geschah, verarbeitete Adina Friis in ihren Liedern auf dem Album „PROJECTION“. Verständlich, dass die Melodien eher melancholisch daherkommen und ein gewisser Schwermut spürbar wird. Trotzdem glimmt immer ein Funken Hoffnung, geht die verspielte Leichtigkeit nie ganz verloren.

Die Vielfältigkeit der Band spiegelt sich in den Songs wieder: „Glömme Drömmarna“, ein Indiepop-Song mit schwedischen Lyrics, hat einen Tag- und Nachtteil, bei „Natalie“ sorgen mehrere Kontrabassstimmen und schwere Trommeln für einen keltischen Einschlag. „Projection“ endet nach einer unnahbaren Reise in einer gemeinsam in den Flügel hineingesungenen Melodie, die von weit her zu kommen scheint.
In „Your Eyes Could Be Spies“ bricht nach einem meditativen Klavierpattern ein wahrhaftiges Klanggewitter aus. „Shadows in the Night“ klingt wie ein von einem Cello und spacigen Gitarreeffekten unterstrichenes Schlaflied. „Ghost of Time“ kommt pulsierend daher und mit „Ask Me No More“ findet auch eine klassische Jazzballade ihren Platz. Die Songtexte von „PROJECTION“ basieren auf Gedichten. Sie handeln von Idealismus, von Dunkelheit, Vergänglichkeit, davon, die eigenen Schattenseiten zu akzeptieren, von Träumen und den vielen Fragen, auf die es keine Antworten gibt.

Die ähnliche Vorstellung von Klang führte die drei Musiker, alle im Umfeld der Luzerner Jazzszene beheimatet, zusammen. Sie verstehen sich als Teil einer neuen Generation von Künstlern in der Schweiz, welche Jazz nicht als eng definierte oder gar elitäre Stilrichtung betrachten, sondern vielmehr als eine Brücke, um verschiedene Musikrichtungen miteinander zu verbinden. So scheuen sie sich nicht, die Grenzen der Genres aufzubrechen. Als Inspiration dienten ihnen Joni Mitchell, Regina Spektor, Radiohead, Eivor, The Doors oder Jan Johansson, aber auch zeitgenössische klassische Komponisten wie David Lang, die Altmeister des Jazz und immer wieder die Beatles. So bewegt sich „PROJECTION“ im Spannungsfeld zwischen Jazz, Singer/Songwriter und Folk Noir. Sicher ist: Wer sich auf „PROJECTION“ einlässt, wird belohnt. Und sieht die Welt, sei es auch nur für die Dauer eines Konzertes, mit etwas anderen Augen.

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