Zieh die Badehose an, wir gehen ans Sum 41 Konzert!
Sum 41 live in Zürich! Dieser Satz erinnert mich an eines der ganz grossen Abenteuer in meiner Teeniezeit. Vor ziemlich genau 14 Jahren machten sich 3 landeierige Teenies auf den Weg an das damalige Sum 41 Konzert in Zürich.
Ohne Navi. Ohne Instagram. Und ohne Rücksicht auf Verluste.
Die „Reise“, das Konzert und der ganze Abend fühlten sich damals an, wie ein Rutsch auf einer ultrakrassen Wasserrutsche in einem Vergnügungspark.
Und auch 14 Jahre später hatte das Sum 41 Konzert irgendwie mit Wasser zu tun. Denn schon beim Intro erinnerte mich die sich bewegende Menschenmasse im vollgestopften Komplex irgendwie an Seegras, das sich unter Wasser von den Strömungen hin und her treiben lässt. Das waren jedoch erst die zaghaften Lockerungsübungen im Vergleich zu dem, was nachher folgte. Fake my own Death als zweiter Song im Set riss bereits beachtliche Pogolöcher in die gemütliche Seegras-Stimmung.
„Don’t Call it a Sum-Back Tour“ heisst die Tour. Es soll kein Comeback sein. Und das obwohl jeder weiss, dass nur schon der Grat zwischen phänomenalen Comeback und pensionskassenaufbessernden Alibikonzerten ziemlich schmal ist. Denn (auch) bei Sum 41 sind die Jahre nicht spurlos vorbeigegangen. Deryck Whibley hat sich um ein Haar zu Tode gesoffen und ist dank Avril Lavigne Lochschwager mit Nickelback Sänger Chad Kroeger. Zwei Tatsachen, die nicht spurlos an einem vorbei gehen.
Doch Sum 41 will kein Comeback. Sie wollen beweisen: „Wir sind immer noch da!“ Und das gelingt auch ganz gut. Der Sound von Sum 41 reisst immer noch wie damals – und wird auch noch so gespielt wie damals. Wo andere in der Zwischenzeit einen halben Sattelschlepper voller Effektgeräte ankarren, krähen Deryck und co halt einfach schief ins Mikrofon. Wen kümmerts?! Es ist schliesslich Sum fucking 41 – und das über 2 Stunden lang!
Wer als Punk-Rock Band über 2 Stunden spielen will, braucht Material. Viel Material. Da muss auch eine Band, die schon 20 Jahre unterwegs ist, wirklich alles aus dem Hut zaubern, was sie spielen kann. Und zwar von der Weihnachtssingle bis zum „We will Rock You“ Cover, bei dem sich Freddie Mercury garantiert dazu im Grabe umgedreht hat! „All Killer, no Filler“ ist also nicht mehr so ganz die Strategie von den Sums. Aber die Killer folgten natürlich noch.
Bei Still Waiting, Into Deep, Fat Lip und ganz zum Schluss Pain for Pleasure war der Publikums-Gesang zum Teil lauter als die ganze Band! Sound und Temperaturmässig waren jetzt alle schon mitten im Spring Break irgendwo in Florida. Die hätten am Merch-Stand besser mal Badehosen verkauft, als Wollmützen und Hoodies!
Dank Sum 41 hat sich gestern der Komplex in einen vor Schweiss tropfenden Mikrokosmos verwandelt. Es war wieder wie damals – mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich während des Konzerts mindestens 3 mal über die langsame Upload-Geschwindigkeit unserer Instagram-Fotos ärgerte…