Schleudergang mit Schmutzki
Es war wiedermal eines der Konzerte, nachdem alle Kleider direkt in die Waschmaschine wandern. Inklusive Schuhe.
Denn, dass es ein klebriger Abend für die Schuhsolen werden würde, ahnte man schon vor dem Exil. Schmutzki hatte – quasi als Stimmungs-Entwicklungshilfe – 3 Kasten heimisches Wulle-Bier vor dem Eingang deponiert. Da soll noch einer sagen, in Deutschland kenne man keine Apéro-Kultur!
Im Exil drin sah es schon aus wie bei einer Motto-Party. Das Motto war: Schmutzki. Ohne Bandshirt fühlte man sich etwa so, wie wenn man ohne Hosen in der S-Bahn sitzt. Also nüchtern sehr unwohl, weniger nüchtern geht’s.
Grund für das Einheitstenue ist unter anderem die treue Fangemeinde der Band, die Schmutzki Ultras International, deren Mitglieder auch mal kurz aus Braunschweig 700 Kilometer zum Schmutzki Konzert nach Zürich fahren – und nach dem Konzert wieder zurück. Soviel Fan-Support – das kann ja heiter werden 😉
Als musikalischer Support war Tim Vantol dabei. Angeblich hatten Schmutzki nur noch einen Platz im Tourbus frei und darum muss Tim Vantol seit 4 Wochen nun alleine mit akustischer Gitarre vor die Schmutzkianer stehen, die eigentlich nur eines im Sinn haben: Den Laden auseinander nehmen.
Aber Tim Vantol hat sich mit seiner kräftigen Stimme schnell in Punkherzen gesungen und gehört für die Schmutzki Ultras bereits zum festen Bestandteil der Show. So wurde aus Tim Vantol Tim Vantolski, der bei seinem letzten Song „If we go down, we will go together“ nicht nur vom Publikum sondern auch von den Schmutzkis musikalisch unterstützt wird.
Die Zeit reichte gerade um sich durch das restlos ausverkaufte Exil an die Bar zu kämpfen und ein Bier zu holen und dann legten Schmutzki mit „Punk ist tot“ und „Disko Diktatur“ schon los.
Nachher, so leid es mir tut, kann ich wirklich nicht mehr so genau wiedergeben, was genau wie und warum passiert ist. Da waren unzählige Circle Pits, Leute hingen von der Decke, es gab 4 -stöckige Menschentürme und 3-lagige Stagedives. Sind das hier eigentlich Fans, die zu Schmutzki Musik tanzen oder Artisten, die zu Schmutzki Musik eine Zirkusnummer proben?! So oder so: Wer mitten drin war, befand sich 90 Minuten lang im Schmutzki-Schleudergang bei 60 Grad. Und ein Schonwaschgang war das definitiv nicht.
Das Exil verwandelte sich an diesem Abend in einen Anarchie-Mikrokosmos, der perfekt gewesen wäre, wenn das Bier an der Bar nicht 8 Franken gekostet hätte, resp. 8 Euro, wenn man keine Franken dabei hatte. Aber selbst das 8 Euro Bier flog durch die Luft.
Kurz gesagt, der Abend gestern war einfach nur: KRASS GUT