Who Am I – Kein System ist sicher
Das Genre-Kino ist endgültig im digitalen Zeitalter angekommen. Das zeigt sich auch und vor allem in der Verlagerung des Fokus‘ der Filme auf einen neuen Helden-Typus. Der Kino-Held von einst, der die Welt mit Muskelkraft und durch physische Anstrengung retten musste, wurde durch den Computerexperten ersetzt, der als Hacker durchaus aus dem Zwielicht agieren kann. Seine Waffen sind sein Verstand und sein Computer, mit denen er die Welt aus den Angeln heben könnte, wenn er wollte. Dass daraus extrem spannendes Kino entstehen kann, dafür steht auch der deutsche Thriller „Who Am I – Kein System ist sicher“ von Baran bo Odar.
Der Film kreist um den Hacker Benjamin Engel (Tom Schilling), der sich in der Szene als WhoAmI einen Namen gemacht hat. In der analogen Welt kommt der intelligente junge Mann, der als Kind seine Eltern verlor, nicht zurecht. Wesentlich wohler fühlt er sich in den virtuellen Räumen des Internets und Darknets. Seine IT-Fähigkeiten nutzt Benjamin für kleinere und größere Hackerangriffe. Angesichts seines Talents ist kein System sicher. Als er den Hacker Max (Elyas M’Bareck) und dessen Freunde Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot, Jr.) kennenlernt, gründen die vier eine Hackergruppe namens „Clay“, was für „Clowns laughing at you“ steht. In der Folge führen die lachenden „Clowns“ immer wieder Hackerangriffe auf Institutionen und Unternehmen durch. Doch die neue Welt von Benjamin gerät ins Wanken, als Clay das Netzwerk des Bundesnachrichtendienstes kompromittiert und in dem Zusammenhang bald ein Hacker tot aufgefunden wird.
„Who Am I – Kein System ist sicher ist trotz einiger Schwächen ein vor allem in der zweiten Filmhälfte durchaus sehenswerter, wendungsreicher Thriller.“
Mit „Who Am I – Kein System ist sicher“ bewies Baran bo Odar 2014, was für ein versierter Regisseur er ist. Ohne sich vom den besten Genre-Vertretern aus Hollywood zu scheuen, ist ihm ein ebenso temporeicher wie spannender Thriller gelungen, der zudem geschickt mit menschlichen Urängsten spielt. Es geht um die Angst der Gesellschaft und des Menschen im Besonderen vor dem Verlust der Kontrolle über System und Leben, die jederzeit von unsichtbaren Mächten untergraben werden können. Es ist ein Thema, das spätestens seit Franz Kafka fester Bestandteil der Kunstgeschichte ist und im Kino von Filmemachern wie Alfred Hitchcock („Der unsichtbare Dritte“), Roman Polanski („Der Ghostwriter“) und David Fincher („Fight Club“) behandelt wurde. „Who Am I – Kein System ist sicher“ braucht den Vergleich mit diesen Vorbildern nicht zu scheuen.