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Kunst und Kultur

Warum Australien das Land für einen Sprachaufenthalt ist

Nein, es stimmt zwar nicht, dass Down Under „Women glow and Men plunder“, wie es in dem weltbekannten Oldie von Men at Work so schön heisst. Aber der fünfte Kontinent ist für alle, die das Angenehme mit dem Nützlichen kombinieren möchten, trotzdem (oder gerade deshalb) ein unheimlich gutes Ziel. Die Gründe dafür listet der folgende Artikel.

1. Wer australisches Englisch beherrscht, beherrscht jedes Englisch

Es gibt viele gute Filme, die man sich anschauen kann. Wer aber das nächste Mal nicht weiss, was er gucken soll, sollte sich mal den ersten Teil der Mad Max Quadrilogie (eigentlich korrekter Tetralogie) anschauen und zwar im Originalton.

Denn zu diesem Film gibt es eine nette Anekdote, die viel über australisches Englisch verrät: Der Film ist ja bekanntlich ein ur-australisches Werk. Als er in den internationalen Verleih gehen sollte, zeigte man ihn unter anderem in den USA einem Testpublikum – das kein Wort verstand. Das Ende vom Lied, Mad Max, obwohl englischsprachig, musste für die restliche Anglosphäre neu in amerikanischem Englisch vertont werden.

Tatsache ist, dass australisches Englisch selbst für Schweizer 6er-Schüler eine harte Nuss ist, weil es sich um einen Dialekt handelt, der sich scharf von anderen Englisch-Variationen unterscheidet. Der Grund liegt in Australiens Geschichte: Als Siedlungsgebiet und Sträflingskolonie trafen in Australien Menschen aus allen Ecken und sozialen Schichten Grossbritanniens aufeinander; alle sprachen enorm unterschiedliche Dialekte.

Mit der Zeit kristallisierte sich über dort geborene Kinder, die diesen Slang-Mix aufnahmen, ein eigener Dialekt heraus, das australische Englisch. Und das Schöne daran ist, dass man es bei einem fachlich geführten Sprachaufenthalt so hochdosiert lernt, dass man niemals mehr mit anderen englischen Dialekten Schwierigkeiten haben wird – ganz ähnlich als würde man ein Game im höchsten Schwierigkeitsgrad durchspielen und hätte danach mit niedrigeren Graden nie wieder Probleme.

Australien ist unheimlich divers. Von tiefstem Regenwald bis zu schroffen Steinwüsten reicht die Palette – da ist für jeden etwas dabei.
Australien ist unheimlich divers. Von tiefstem Regenwald bis zu schroffen Steinwüsten reicht die Palette – da ist für jeden etwas dabei.

2. Australien bietet enorm viel fürs Auge

Es gibt nur wenige Länder auf der Welt, die sowohl tropischen wie urbanen Dschungel bis hin zu staubtrockenen Wüsten vorweisen können. Australien ist eines davon.

Dazu muss man sich mal die gigantischen Relationen anschauen: Das Land bringt es auf 7,68 Millionen Quadratkilometer Fläche. Zum Vergleich: Unsere Schweiz hat gerade mal 41,28 tausend Quadratkilometer. Wer nicht rechnen mag: Die Schweiz passt also rund 188mal in den fünften Kontinent hinein.
Da verwundert die unglaubliche Diversität der Landschaft schon etwas weniger, oder?

3. Die Kultur ist faszinierend

Wer in Geschichte aufgepasst (und das erste Kapitel gelesen hat) weiss, welchen Hintergrund Australien hat. Gleichsam liegt es aber, sieht man Europa als Mittelpunkt an, buchstäblich auf der anderen Seite der Erdkugel.

Das mag trivial erscheinen, aber für den Hintergrund dieses Artikels ist es von enormer Bedeutung. Denn Australien hat sowohl viele europäisch-kulturelle Grundlagen wie es davon ausgehend auch sehr viele eigene Dinge entwickelte.
Das Ergebnis ist, dass man als Europäer dorthin kommt und sich auf unbestimmte Weise absolut heimisch fühlt. Unterstützt wird das noch durch die Architektur, die Städteplanung. Alles wirkt auf Europäer ziemlich vertraut, aber eben doch um das kleine Bisschen anders, das es braucht, um nicht langweilig zu wirken.
Das ist vor allem deshalb ziemlich cool, wenn man abermals Australiens Lage unterhalb von Südostasien bedenkt. Dadurch wirkt es fast wie eine (zugegeben ziemlich grosse) kulturelle Insel.

Entspannt, freundlich und unheimlich hilfsbereit gegenüber Mensch und Tier. Hier stimmt ein australisches Klischee voll und ganz.
Entspannt, freundlich und unheimlich hilfsbereit gegenüber Mensch und Tier. Hier stimmt ein australisches Klischee voll und ganz.

4. Die Australier sind ein unheimlich entspanntes, liberales Volk

Es gibt so einige Klischees über Australien. Viele davon sind so weit von der Wahrheit entfernt wie der Ayers Rock vom Meer. Eines allerdings stimmt absolut: Die Australier sind unheimlich entspannt oder „laidback“, wie man es im Englischen sagen würde.
Das Faszinierende daran ist, dass man es kaum richtig greifen kann. Weder liegen die Australier den ganzen Tag am Meer oder gehen surfen. Sie sind auch keine extremen Partylöwen. Aber wer einmal dort war, stellt schnell fest, dass den meisten Einheimischen jegliche „Verbissenheit“ fehlt, die man in anderen Kulturen so häufig findet.
Es ist eine Mischung aus:

  • Einer generellen Grund-Offenheit Neuem gegenüber
  • Einer sehr entspannten Herangehensweise an alltägliche und nicht so alltägliche Probleme
  • Einer pauschalen Freigiebigkeit
  • Einem weitverbreiteten Sinn für Humor
  • Eine tiefsitzende Attitüde von „Leben und leben lassen“

Vielleicht lässt es sich so am besten erklären: Wenn man bei uns jemandem versehentlich ordentlich auf den Fuss steigt, wird man sich wortreich entschuldigen und trotzdem wird der andere wahrscheinlich ziemlich angesäuert sein. Passiert das gleiche zwei Australiern, sagt der eine eher bloss etwas wie „sorry mate“, der andere wird grinsen und abwinken, vielleicht einen Witz machen und es besteht eine gute Chance, dass man, wenn es zeitlich passt, die Sache bei einem schnellen Bier bereinigt.

5. Das Klima ist perfekt

Ein weiteres Klischee: In Australien scheint immer die Sonne. Stimmt zumindest teilweise. Aber dadurch und durch die gigantische Weite des Landes ergibt sich eine weitere Tatsache: Das Klima ist generell das, was man als Mitteleuropäer als Traum bezeichnen würde.

Klar, der nördliche Teil Australiens liegt dicht am Äquator, weshalb es dort eher feuchtwarm bis -heiss ist. Reist man zwischen April und November an (also im Südhalbkugel-Winterhalbjahr), ist es jedoch spielend auszuhalten. Umgekehrt kann man in der Südhälfte, insbesondere in den südöstlichen und südwestlichen geographischen „Ausbuchtungen“ von September bis März ein echtes Traum-Wetterchen geniessen, das sich mit jedem Mittelmeer-Anrainer problemlos messen kann.

Wenn man seine australischen Reiseziele richtig timt, bekommt man ein Klima, das immer genau in der Mitte zwischen zu heiß und europäisch-kühl ist.
Wenn man seine australischen Reiseziele richtig timt, bekommt man ein Klima, das immer genau in der Mitte zwischen zu heiß und europäisch-kühl ist.

6. Man nimmt wirklich was fürs Leben mit

Ein Sprachaufenthalt ist mehr als ein verlängerter Urlaub. Er ist das lehrreiche Eintauchen in eine fremde Kultur. Und neben dem reinen Erlernen des Englischen zur Perfektion wird man daraus auch noch viel anderes mitnehmen, das einem das ganze Leben lang nützen wird:

• Eine Sprachreise macht sich grundsätzlich gut in jedem Lebenslauf. Hier sieht jeder Personaler, dass sich da a) jemand um Weltgewandtheit bemüht und b) buchstäblich tausende Meilen weit reist, um etwas zu lernen.
• Die „australische Lebensart“ wird definitiv auf einen abfärben und einem zumindest eine etwas grössere Grund-Entspanntheit bescheren.
• Man lernt höchstwahrscheinlich Leute kennen, mit denen man noch nach Jahrzehnten Kontakt haben wird. Es ist praktisch nirgendwo so einfach, Freunde zu gewinnen wie hier. Dafür ist die australische Art absolut prädestiniert.
Allerdings kommt das alles zu einem nicht zu unterschätzenden „Riskio“: Es ist unheimlich leicht, sich in Land und Leute wirklich zu verlieben. Die Geschichte ist voll von Leuten, die für Sprachreise und Urlaub kamen und Jahre später mit einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis zurückkehrten.

Bildquellen:
1) unsplash.com © Ewa Gillen
2) unsplash.com © Michael Lämmli
3) unsplash.com © simon peel
4) unsplash.com © Brandon Compagne

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