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Neu auf Netflix: Die deutsche Serie „Kleo“ mit Jella Haase

Seit dem 19. August läuft die achtteilige Episodenserie auf dem Streamingdienst Netflix und schon zu Beginn der ersten Folge merkt der Zuschauer, dass diese Serie ganz sicher nicht langweilig werden wird. Die Serie zeichnet eine Ost-West-Dramaturgie nach, in welcher die vor allem durch die Filmreihe „Fack ju Göthe“ bekannte Schauspielerin Jella Haase den Hauptpart, nämlich die Rolle der Hauptprotagonistin „Kleo“, beleidet. Die fiktive Geschichte der Serie handelt von einer Rachemission, die sich quer durch das Führungsregime der SED-Führung zieht und von der Verfolgung einer Geheimagentin, die viel genialer zu sein scheint als die gesamte Führungsabteilung der DDR zusammen.

Trotz all der Action kommt auch das komödiantische Element nicht zu kurz, wobei es bei „Kleo“ viel mehr in Skurrilität und humoristischer Ekstase ausartet. Dies liegt nicht nur an der leidenschaftlich aufspielenden Jella Haase, die die leicht verrückte und in den Sozialismus vernarrte Kleo mit großer Glaubwürdigkeit mimt, sondern auch an Dimitrij Schaad, der einen aufstrebenden – aber doch sehr blauäugigen – westdeutschen Polizisten spielt. Die Rolle von Schaad wächst den Zuschauern im Laufe der Serie immer stärker ans Herz und das gerade weil er in all der Kälte und Abgeklärtheit von Kleo auch ihren Schmerz und ihre Jugendtraumata sieht, gleichwohl aber auch von ihrem Erfolg als Auftragskillerin und ihrer Abgeklärtheit fasziniert ist.

Man merkt relativ schnell, wie ehrgeizig die Serienschöpfer (Regie: Jano Ben Chaabane und Viviane Andereggen) der Serie sind. Doch die neue Netflix-Serie: Kleo ist überladen mit Ereignissen, aber auch mit Schauplätzen (u.a. Mallorca und Chile). So wird der Figur der Kleo zwar eine Gewisse Bondmentalität verliehen, welche aber vom zeitlichen Setting zu eng gepresst ist, sodass es dem Zuschauer zeitweise schwerfallen mag, den Zeit- und Raumsprüngen der Serie zu folgen. Dabei bedient sich die neue Netflix-Serie: Kleo einem Genre, welche in jüngerer Vergangenheit gerade durch etwa die Serie „Deutschland 83“ auch auf internationaler Bühne zu glänzen vermochte. Dass der Zuschauer trotz all ihrer Brutalität und Kaltschnäuzigkeit eine Bindung zur Stasi-Killerin Kleo herstellt, liegt insbesondere in ihrer leicht kindlichen Art und ihren familiären Traumata, die sie in das einengende und freiheitsraubende Setting der Staatssicherheit gepresst haben. Eine ganz besondere Rolle spielt dabei der Großvater von Kleo, der mit der SED-Führung enge Kontakte pflegt.

 

Die Serie glänzt genau da, wo sie auch schwächelt – nämlich bei den immer wieder neu auftauchenden Charakteren, die bei dem Zuschauer unweigerlich Konnotationen hervorrufen, gerade weil es dabei um historisch prägende Figuren der DDR wie zum Beispiel Margot Honecker oder Erich Mielke geht. Dennoch verschwinden viele Figuren ziemlich schnell wieder, weil Kleo sie auf ihrer Rachemission, deren genaues Ziel sie selbst noch gar nicht so genau kennt, eiskalt ausschaltet. Durch dieses breite Konglomerat an verschiedenen Charakteren, die jeweils auch historisch stark mit Bedeutung und Kontext aufgeladen sind, mag es für den ein oder anderen Zuschauer schwierig sein, der Serie durchgehend folgen zu können. Der Rachefeldzug der Kleo passiert natürlich nicht aus dem nichts, sondern nach einer für sie ungerechtfertigten Ungerechtigkeit – sie landet ohne genauere Begründung im DDR-Gefängnis. Während dieses Martyriums

wandelt sich ihr starrer Gehorsam zur SED-Führung hin zu einer subjektiven Eigeninterpretation der sozialistischen Werte und einer Abrechnung mit allen, die diesem durch ihr korruptes oder illoyales Verhalten widersprachen, zur Folge hat. Ein Rachefeldzug, der Kleo bis ans andere Ende der Welt und weit über das historische Ende der DDR hinaus führt.

Dass Kleo dabei selbst vom Mauerfall profitiert, andernfalls hätte sie noch viele Jahre hinter Gittern gesessen, ändert ihre Haltung gegenüber „dem Klassenfeind“ keineswegs. Doch schon seit dem Grund für ihre Inhaftierung hat sie ohnehin mit einer Klette zu kämpfen, die ihre Abrechnung auf eine harte Probe stellt – denn ihr ist ein westdeutscher Polizist auf den Fersen, auch wenn dieser in seiner Polizeiwache eher wenig Beachtung und Anerkennung erhält. Doch Kleo und ihre Geschichte lassen ihn nicht los, ebenso wenig sein Streben nach Anerkennung bei seinem Vorgesetzen, weshalb er seinen Job aufs Spiel setzt und Kleos spuren immer weiter folgt. Sogar soweit bis in ihr Schlafzimmer, wo er auch auf ihren abgedrehten Mitbewohner, der den Rave in Berlin etablieren und von seiner außerirdischen Familie abgeholt werden möchte, trifft. Die Serie „Kleo“ ist alles andere als konventionell, an manchen Stellen ist sie zu abgedreht und überspitzt. Auch wenn sie es an vielen Stellen nicht so genau mit der historischen Wahrheit hat, so ist die neue Netflixserie „Kleo“ definitiv zumindest für alle Freunde von Humor, Dramedy und frei interpretierter Zeitgeschichte ein wirklicher Geheimtipp.

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