Brot und Spiele: Ein Zitat aus dem alten Rom, das bis heute nachhallt
Griechenland gewann im Jahr 2004 die Europameisterschaft. Kurze Zeit später schlug die Finanzkriese ein und Griechenland musste ihre unrentablen Hafen Piräus sowie den Flughafen für einen symbolischen Preis von nur einem Euro an europäische Unternehmen verkaufen. Da stellt sich natürlich die Frage: Sind die Fussballspiele nur Brot und Spiel, also Ablenkung?
Der lateinische Ausdruck „panem et circenses“ (Brot und Spiele) ist ein berühmtes Zitat des römischen Dichters Juvenal aus seiner Satire X. Es beschreibt die Strategie der römischen Herrscher, die Bevölkerung mit kostenloser Getreideversorgung („panem“) und Unterhaltung in Form von Spielen („circenses“) bei Laune zu halten und von politischen Problemen abzulenken.
Historischer Kontext
Im alten Rom waren die „Spiele“ grosse öffentliche Veranstaltungen, die Gladiatorenkämpfe, Wagenrennen und Tierhetzen umfassten. Diese Spektakel waren kostenlos und dienten dazu, die Massen zu unterhalten und abzulenken. Die kostenlose Getreideverteilung war eine weitere Massnahme, um die Gunst der Bevölkerung zu gewinnen und soziale Unruhen zu vermeiden.
Juvenals Kritik
Juvenal kritisierte mit seinem Zitat die Passivität und politische Apathie des römischen Volkes, das sich seiner Meinung nach zu sehr von diesen oberflächlichen Vergnügungen blenden liess und seine politische Verantwortung vernachlässigte. Er sah in dieser Strategie der Herrschenden eine Gefahr für die Republik.
Moderne Interpretation
Der Ausdruck „Brot und Spiele“ hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Er wird oft verwendet, um politische Strategien zu kritisieren, die darauf abzielen, die Bevölkerung durch kurzfristige Vergünstigungen und Ablenkungen ruhigzustellen, anstatt sich mit grundlegenden Problemen auseinanderzusetzen.
Beispiele für die Verwendung des Zitats in der heutigen Zeit:
- Populismus: Politische Führer, die einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen und sich auf emotionale Appelle stützen, anstatt fundierte politische Konzepte zu entwickeln.
- Medienspektakel: Die übermässige Konzentration der Medien auf Skandale und Sensationsnachrichten, die von wichtigeren politischen und sozialen Themen ablenken.
- Konsumgesellschaft: Die Tendenz, sich durch Konsum und Unterhaltung von gesellschaftlichen Problemen abzulenken und sich in eine Scheinwelt zu flüchten.
Fazit
Das Zitat „Brot und Spiele“ ist ein kraftvolles Symbol für die Versuchung, politische Verantwortung durch oberflächliche Vergnügungen zu ersetzen. Es erinnert uns daran, dass eine funktionierende Demokratie aktive Bürgerbeteiligung und kritisches Denken erfordert.