Als die Schweiz vor Hitler kapitulieren wollte: Die schockierende Wahrheit hinter der Anpasserrede
Die Rede vom 25. Juni 1940, bekannt als die „Anpasserrede“, ist ein düsteres Kapitel der Schweizer Geschichte. An diesem Tag hielt Bundespräsident Marcel Pilet-Golaz eine Ansprache, die das Land auf einen Kurs der Neutralität einschwören sollte, die jedoch von vielen als unterwürfig gegenüber Adolf Hitlers Nazi-Regime wahrgenommen wurde. Inmitten des Zweiten Weltkriegs, nur wenige Wochen nach dem Fall Frankreichs, schien die Schweiz ihre Werte von Demokratie und Unabhängigkeit zugunsten einer opportunistischen Haltung aufzugeben.
Ein Volk in Angst und Unsicherheit
Die Schweiz war 1940 von Achsenmächten umgeben: Im Westen und Süden hatte das nationalsozialistische Deutschland Frankreich und Italien in den Griff genommen, und im Osten drohten die faschistischen Kräfte aus Österreich und Ungarn. Die Angst vor einer militärischen Invasion war greifbar, und die Schweizer Führung sah sich gezwungen, Strategien zur Sicherung ihrer Existenz zu entwickeln.
Pilet-Golaz entschied sich in seiner Rede für eine Rhetorik, die nicht nur Neutralität betonte, sondern auch einen „neuen Geist“ einforderte – eine Formulierung, die von vielen als ein Zeichen der Bereitschaft interpretiert wurde, sich den autoritären Ideologien anzupassen. Er sprach von der Notwendigkeit, die innere Stabilität der Schweiz zu bewahren, jedoch in einer Weise, die demokratische Prinzipien und Meinungsfreiheit infrage stellte.
Kontroversen und Kritik
Die Rede löste innerhalb der Schweiz eine Welle der Verunsicherung und Empörung aus. Kritiker warfen Pilet-Golaz vor, die Werte der Demokratie und des Widerstands zu verraten. Besonders die schweizerische Presse und Intellektuelle äußerten sich alarmiert, da sie befürchteten, dass die Rede als Einladung an die Nazis verstanden werden könnte, die politische Kultur der Schweiz zu beeinflussen.
Andererseits gab es auch Stimmen, die die Anpassung als notwendiges Übel betrachteten. Angesichts der militärischen Überlegenheit der Achsenmächte und der geopolitischen Isolation der Schweiz schien eine betont vorsichtige Außenpolitik die einzige Option zu sein, um eine Besetzung zu verhindern.
Die Nachwirkungen
Die „Anpasserrede“ bleibt bis heute ein Mahnmal für die moralischen Dilemmata kleiner, neutraler Staaten in Zeiten globaler Krisen. Während die Schweiz ihre Neutralität bis Kriegsende bewahren konnte, werfen Historiker dem Land vor, zu häufig den Nazis entgegengekommen zu sein – sei es durch wirtschaftliche Kooperation oder das Schließen der Grenzen für jüdische Flüchtlinge.
Marcel Pilet-Golaz selbst geriet nach dem Krieg in Vergessenheit, doch seine Rede bleibt ein Symbol für die Gratwanderung zwischen Neutralität und Anpassung. Sie zeigt, wie schwer es für Staaten ist, ihre Prinzipien in Zeiten äußerer Bedrohung aufrechtzuerhalten.
Ein Fazit für die Gegenwart
Die Geschichte der „Anpasserrede“ mahnt zur Wachsamkeit. Sie erinnert daran, dass Neutralität nicht gleichbedeutend mit moralischer Unparteilichkeit ist. Gerade in einer Welt, in der autoritäre Regime erneut erstarken, sollten demokratische Werte nicht aus Angst geopfert werden. Die Schweiz hat aus ihrer Vergangenheit gelernt – doch die Lehren daraus sind universell und zeitlos.