Warum Kaufhäuser in der Schweiz vor dem Aus stehen: Das Ende einer Ära?
Zürich verliert nach und nach ihre einst strahlenden Kaufhausgiganten: Manor, Franz Carl Weber – und nun schließt am 28. Feburuar auch Jelmoli, das Traditionshaus in Zürich. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Schlag für die Innenstädte, sondern auch ein Symptom für die tiefgreifenden Veränderungen im Konsumverhalten. Warum haben Kaufhäuser in der Schweiz einen solch schweren Stand?
Ein wesentlicher Grund ist die zunehmende Dominanz des Online-Handels. Plattformen wie Zalando oder Amazon bieten eine nahezu unbegrenzte Produktauswahl, oft zu günstigeren Preisen und mit bequemer Lieferung nach Hause. In einem Land wie der Schweiz, das für seine hohen Lebenshaltungskosten bekannt ist, spielt der Preis eine entscheidende Rolle. Der Online-Handel ermöglicht es den Konsumenten, Preise zu vergleichen und Angebote gezielt wahrzunehmen – etwas, womit traditionelle Kaufhäuser oft nicht mithalten können.
Zudem hat sich der Fokus der Konsumenten verschoben: Statt alles unter einem Dach zu finden, bevorzugen viele spezialisierte Anbieter oder Boutiquen, die ein einzigartiges Einkaufserlebnis bieten. Kaufhäuser, die sich einst durch ihr breites Sortiment auszeichneten, werden dadurch immer weniger relevant. Selbst die einstige Stärke, das hochwertige und vielseitige Sortiment, gerät unter Druck, wenn der Kundendienst und das Ambiente nicht überzeugen.
Hinzu kommt der Kostendruck durch teure Mietpreise in zentralen Lagen. Innenstädte wie Zürich oder Genf sind finanziell anspruchsvolle Standorte, was es schwierig macht, Gewinne zu erzielen. Gleichzeitig führt die Abwanderung in Shopping-Center außerhalb der Städte oder das wachsende Angebot an Freizeitmöglichkeiten dazu, dass weniger Menschen die klassischen Einkaufsmeilen besuchen.
Jelmoli beispielsweise galt lange als Symbol des gehobenen Einzelhandels. Doch auch der Premium-Bereich ist vor den Veränderungen nicht gefeit. Die Kunden, die früher bereit waren, für exklusive Produkte tief in die Tasche zu greifen, haben nun Alternativen: Secondhand-Plattformen, Outlets und wieder der Online-Handel, der auch Luxusmarken anbietet.
Ein weiterer Punkt ist die Demografie. Ältere Generationen, die den Kaufhäusern oft treu geblieben sind, machen Platz für jüngere Konsumenten, deren Bedürfnisse stärker von Digitalisierung und Schnelllebigkeit geprägt sind.
Doch all das bedeutet nicht, dass Kaufhäuser zwangsläufig dem Untergang geweiht sind. Es gibt Beispiele wie Globus, das sich mit einem Fokus auf Luxus neu positionieren möchte. Entscheidend wird sein, wie flexibel und innovativ die Branche auf die Herausforderungen reagiert. Konzepte wie Erlebnisshopping, Gastronomie-Angebote oder exklusive Events könnten helfen, Kaufhäuser wieder attraktiv zu machen.
Die Schließung von Jelmoli markiert eine Zäsur, aber auch eine Chance für den Schweizer Einzelhandel, sich neu zu erfinden. Bleibt die Frage: Wird es gelingen, oder verschwindet das klassische Kaufhaus endgültig aus dem Stadtbild?
Fakt ist: In den letzten zehn Jahren haben in der Schweiz mehrere traditionelle Einkaufszentren und Unternehmen ihre Türen geschlossen oder standen vor erheblichen Herausforderungen. Hier sind einige bemerkenswerte Beispiele:
- Centro Ovale in Chiasso: Das 2011 eröffnete Einkaufszentrum nahe der italienischen Grenze musste bereits 2015 aufgrund mangelnder Kundschaft schließen. Pläne für eine Umnutzung scheiterten bislang.
- Stücki Shopping in Basel: Das 2009 eröffnete Einkaufszentrum reduzierte nach anhaltenden Schwierigkeiten seine Verkaufsfläche um zwei Drittel und wandelte den frei gewordenen Raum in Büros, Gewerbeflächen und ein Multiplex-Kino um.
- Mall of Switzerland in Ebikon: Kurz nach der Eröffnung im Jahr 2017 kämpfte das zweitgrößte Einkaufszentrum der Schweiz mit niedrigen Besucherzahlen und Umsatzproblemen. Die Betreiber prüften bereits frühzeitig eine Umnutzung von Teilen der Fläche.
- Shopping-Center Schönbühl in Luzern: Als ältestes Einkaufszentrum der Schweiz verzeichnete es in den letzten Jahren Umsatzrückgänge und hatte Schwierigkeiten, leerstehende Ladenflächen neu zu vermieten.
Diese Entwicklungen spiegeln die Herausforderungen wider, denen traditionelle Einkaufszentren in der Schweiz gegenüberstehen, insbesondere durch den wachsenden Online-Handel und veränderte Konsumgewohnheiten.