Haben Solostars im Zeitalter des On-Demand-Streamings die Bands für immer abgeschafft?
Die Musikindustrie hat in den letzten Jahrzehnten eine massive Transformation durchlebt. Eine aktuelle Studie von DataPulse Research, einem auf Datenjournalismus und Visualisierungen spezialisierten Studio, in Zusammenarbeit mit der Klavier-Lern-App Skoove, beleuchtet den drastischen Rückgang von Bands in den deutschen Musikcharts der letzten 45 Jahre. Die Ergebnisse, basierend auf über 193.000 Songplatzierungen, zeichnen ein faszinierendes und zugleich ernüchterndes Bild des musikalischen Wandels.
Bands auf dem Rückzug
Mitte der 1990er Jahre dominierten Bands mit etwa 50 % der Chartplätze die deutsche Musikszene. Heute jedoch sind sie zu einer Randerscheinung geworden und machen nur noch 6 % der Platzierungen aus. Besonders betroffen sind Rockbands, deren Popularität mit dem schwindenden Interesse an Rockmusik einhergeht. Das Genre hat nicht nur in den Charts, sondern auch im Radio deutlich an Relevanz verloren.
Die Ära der Solo-Künstler:innen
Parallel dazu feiern Solo-Künstler:innen einen beispiellosen Aufstieg. Sie stellen mittlerweile 74 % der Top 4.000 Künstler:innen auf Spotify und unterstreichen damit den Wandel im Musikverhalten. Die Möglichkeit, Musik unabhängig und oft kostengünstiger zu produzieren, hat Solo-Künstler:innen einen entscheidenden Vorteil verschafft, der sich auch in den Charts niederschlägt.

Kollaborationen als neue Norm
Interessanterweise schließt eine neue Form der Zusammenarbeit die Lücke, die Bands hinterlassen haben: Kollaborationen. Songs mit zwei oder mehr Künstler:innen haben stark zugenommen und dominierten 2023 über 80 % der Zeit die Nummer-1-Platzierungen in Deutschland. Diese Entwicklung spiegelt nicht nur die wachsende Vernetzung der Künstler:innen wider, sondern auch die Vorliebe des Publikums für vielfältigere Klangerlebnisse.
Ein Blick auf die Gründe
Die Studie zeigt, dass der Rückgang von Bands nicht nur ein vorübergehender Trend ist, sondern auf tiefergehende Veränderungen in der Musikindustrie hinweist. Digitale Plattformen wie Spotify und YouTube haben die Art und Weise, wie Musik konsumiert wird, revolutioniert. Gleichzeitig erlauben technologische Fortschritte Solo-Künstler:innen, hochwertige Musik ohne die Unterstützung einer Band oder eines großen Labels zu produzieren. Auch der kommerzielle Druck, der mit dem Betrieb einer Band einhergeht, hat dazu geführt, dass viele Musiker:innen den Weg als Solist:innen oder in Kollaborationen vorziehen.
Ein Bericht, der zum Nachdenken anregt
Der vollständige Bericht von DataPulse Research, der durch detaillierte Daten und visuelle Einblicke besticht, ist ein Muss für Musikliebhaber:innen und Branchenexpert:innen gleichermaßen. Er bietet eine umfassende Analyse der Entwicklungen und beleuchtet die Mechanismen hinter dem Wandel der Musikcharts.
Quellen:
- What the F happened to bands
- This article is more than 3 years old Why bands are disappearing: ‚Young people aren’t excited by them
- Seit einem Vierteljahrhundert haben es Bands schwer, in den deutschen Musikcharts Fuß zu fassen