Swiss Made? Diese Uhren sind nur auf dem Papier schweizerisch
Das Label Swiss Made gilt weltweit als Qualitätssiegel – ein Synonym für Präzision, Handwerkskunst und Tradition. Doch was viele nicht wissen: Nicht jede Uhr mit diesem Siegel ist auch tatsächlich vollständig in der Schweiz gefertigt. Laut Gesetz müssen lediglich 60 % der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen, damit eine Uhr das Label tragen darf. Das öffnet Tür und Tor für Marketingtricks – und einige Marken nutzen diese Spielräume geschickt aus.
So etwa bei beliebten Marken der mittleren Preisklasse wie Certina, Mido oder Hamilton. Sie gehören alle zur Swatch Group und bieten solide Uhren mit Schweizer Uhrwerken, zumeist von ETA. Doch viele der sichtbaren Komponenten wie Gehäuse, Armbänder oder Gläser stammen aus Fernost. Die Endmontage erfolgt zwar in der Schweiz, doch das Schweizer Herz schlägt hier eher in der Mechanik als im gesamten Produkt.
Ein weiteres Beispiel ist Invicta. Die Marke wurde zwar ursprünglich in der Schweiz gegründet, ist heute jedoch ein amerikanisches Unternehmen mit Fertigung in Asien. Nur ausgewählte Modelle tragen das Swiss-Made-Siegel – meist, weil ein Schweizer Uhrwerk verbaut ist. Das Gehäuse oder Armband hingegen kann aus China oder Thailand kommen.
Auch bei Marken wie Raymond Weil oder Movado ist nicht alles so helvetisch, wie es scheint. Zwar werden Uhrwerke oft von renommierten Schweizer Zulieferern bezogen, doch viele weitere Bestandteile stammen aus dem Ausland. Trotzdem reicht die Wertschöpfung rechnerisch aus, um das Label Swiss Made nutzen zu dürfen.
Noch deutlicher wird es bei Modeuhren mit Schweizer Uhrwerk, wie sie etwa Guess, Festina oder Claude Bernard anbieten. Diese Uhren enthalten häufig ein günstiges Quarzwerk von Ronda, einem Schweizer Hersteller. Der Rest – Design, Fertigung, Montage – wird jedoch in Asien abgewickelt. Der Schweizer Anteil besteht also eher auf dem Papier als in der Praxis.
Ganz anders bei Traditionshäusern wie Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet. Hier findet die Fertigung fast vollständig in der Schweiz statt – von der Entwicklung über die Herstellung der Einzelteile bis hin zur Endmontage und Qualitätskontrolle. Diese Marken stehen nicht nur für Swiss Made, sondern für echte Schweizer Wertarbeit bis ins kleinste Detail.
Wer also auf echte Swissness Wert legt, sollte genauer hinschauen. Denn Swiss Made ist nicht immer gleichbedeutend mit „Made in Switzerland“ – manchmal ist es nur ein geschickter Spagat zwischen Gesetz und Marketing.