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Cyberjaya: Malaysias Hightech-Vision zwischen Innovation und Realität

Cyberjaya – dieser Name klingt futuristisch, verheißt Technologie, Fortschritt und ambitionierte Träume. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Verwaltungshauptstadt Putrajaya gelegen, gilt Cyberjaya als das digitale Herzstück Malaysias. Die Stadt wurde als Teil des Multimedia Super Corridor (MSC) konzipiert, einer großangelegten Initiative zur Förderung der digitalen Wirtschaft. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff „Silicon Valley Malaysias“? Und wie hat sich Cyberjaya seit seiner Gründung im Jahr 1997 entwickelt?

Der digitale Traum einer Nation

Die Idee für Cyberjaya entstand Mitte der 1990er Jahre, als Malaysia entschlossen war, den Wandel von einer rohstoffbasierten Wirtschaft hin zu einer wissensbasierten Gesellschaft einzuleiten. Als Katalysator diente ein Bericht der Beratungsfirma McKinsey, der die Gründung eines digitalen Korridors empfahl. Dieser sollte nicht nur internationale Investoren anziehen, sondern auch ein Ökosystem für Technologieunternehmen schaffen.

Der Startschuss fiel am 17. Mai 1997 durch Premierminister Mahathir Mohamad. Der Fokus lag auf einem Science Park, der Unternehmen steuerliche Vorteile und moderne Infrastruktur versprach. Maßgeblich am Aufbau beteiligt waren Telekom Malaysia, Tenaga Nasional sowie der japanische Telekommunikationsgigant NTT. Doch die asiatische Finanzkrise nur wenige Monate später verlangsamte den Schwung. Die malaysische Regierung übernahm schließlich über das Finanzministerium die Mehrheit an der Betreibergesellschaft Cyberview Sdn Bhd, um die Vision am Leben zu halten.

Von der Ölpalmenplantage zur Wissensstadt

Das heutige Stadtgebiet von Cyberjaya war einst eine riesige Plantage namens Prang Besar. Auf einer Fläche von fast 29 Quadratkilometern wurden seitdem Universitäten, Hightech-Firmenzentren, Wohnanlagen und Freizeiteinrichtungen errichtet. Der Wandel ist beeindruckend: Über 500 Unternehmen mit dem einstigen MSC-Status, heute als „Malaysia Digital“-Status bekannt, haben sich in Cyberjaya angesiedelt. Namen wie Huawei, Dell, IBM, BMW und Tech Mahindra sind hier vertreten.

Ein bedeutendes Projekt stellt das MKN Embassy Techzone dar – ein Joint Venture zwischen der malaysischen EMKAY Group und der indischen Embassy Group, das sich auf die Ansiedlung internationaler IT-Unternehmen spezialisiert hat. Auch die Malaysia Digital Economy Corporation (MDEC), die maßgeblich für die Umsetzung der digitalen Strategie des Landes verantwortlich ist, hat ihren Hauptsitz mitten in Cyberjaya.

Stadtplanung mit Herausforderungen

Obwohl Cyberjaya als „Stadt der Zukunft“ konzipiert wurde, fehlt es bis heute an einem klaren urbanen Leitbild. Während Bürogebäude und Hochschulen wie die Multimedia University (MMU) florieren, blieb der großflächige Wohnungsbau zunächst hinter den Erwartungen zurück. Erst in den letzten Jahren wurden durch neue Stadtviertel, etwa Masreca19, verstärkt Anreize für Familien und junge Berufstätige geschaffen.

Die Infrastruktur wurde schrittweise verbessert. Öffentliche Einrichtungen wie das Hospital Cyberjaya, zwei Moscheen – darunter die moderne Raja Haji Fisabilillah Moschee – sowie Sporteinrichtungen, Parks und Einkaufszentren prägen heute das Stadtbild. Der Cyberjaya Lake Gardens, ein 400 Hektar großer Naturpark, fungiert als grüne Lunge der Stadt und zieht sowohl Angler als auch Freizeitsportler an.

Verkehr und Anbindung

Cyberjaya ist über ein gut ausgebautes Netz an Schnellstraßen mit Kuala Lumpur und dem internationalen Flughafen KLIA verbunden. Die MRT-Linie „Putrajaya Line“ mit Haltestellen wie Cyberjaya Utara sowie Busverbindungen und ein On-Demand-Shuttleservice sorgen für Mobilität innerhalb der Stadt. Trotzdem bleibt der Individualverkehr bisher dominant – ein Relikt der autogerechten Stadtplanung der 1990er.

Ausblick: Cyberjaya 2.0?

Mit der Umbenennung des MSC Malaysia in „Malaysia Digital“ im Jahr 2022 versucht die Regierung, Cyberjaya erneut ins Rampenlicht zu rücken. Neue digitale Initiativen, Smart-City-Konzepte und grüne Infrastruktur sollen die Attraktivität der Stadt steigern. Ob Cyberjaya langfristig mit Technologiemetropolen wie Singapur oder Shenzhen konkurrieren kann, hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut es gelingt, die digitale mit der sozialen und ökologischen Transformation zu verbinden.

Eines steht jedoch fest: Cyberjaya bleibt ein faszinierendes Beispiel für ein geplantes digitales Ökosystem – zwischen Vision, Wachstum und der Realität urbaner Entwicklung.

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