The Brutalist: Beton, Exil und die stille Wucht der Moderne
Jonathan Glazer, bekannt für seine stilistisch kompromisslosen Werke wie Under the Skin, liefert mit The Brutalist ein atmosphärisch dichtes Drama, das sich dem Leben des ungarischen Architekten László Toth widmet. Der Film ist eine Meditation über Migration, Moderne und die kalte Schönheit brutaler Architektur — und zugleich eine Parabel über das Verhältnis zwischen Schöpfung und Verlust.
Nach dem Zweiten Weltkrieg emigriert Toth mit seiner Frau in die Vereinigten Staaten. Was als Neuanfang erscheint, wird schnell zu einem düsteren Abbild der Kompromisse, die Kunst und Leben im Exil fordern. Joel Edgerton spielt Toth mit stoischer Zurückhaltung. Seine Figur spricht wenig, aber jeder Blick trägt die Last von Entwurzelung und innerer Zerrissenheit. Der Klang seiner Stimme – selten, aber eindringlich – wird zur architektonischen Linie seines inneren Bauplans.
Glazer verzichtet auf lineares Erzählen. Der Film ist fragmentarisch, voller Zeitsprünge, Rückblenden und architektonischer Tableaus, die mehr erzählen als jeder Dialog. Die Kamera von Łukasz Żal (Ida, Cold War) arbeitet mit viel Symmetrie und Beton. Jeder Frame wirkt wie ein Bauplan: kühl, präzise, geplant – und dennoch zutiefst menschlich in seiner Wirkung.
Rachel Weisz als Toths Ehefrau bringt Wärme in die stahlgraue Welt. Ihre Figur steht für Erinnerung, für die verlorene Heimat und für das, was in der Moderne oft verschwindet: Menschlichkeit im Bau.
The Brutalist ist kein Film für ein Massenpublikum. Wer hier Unterhaltung sucht, wird enttäuscht. Wer sich jedoch auf das visuelle Denken einlassen kann – auf das Verhältnis von Beton zu Gefühl, von Linie zu Leben –, erlebt ein cineastisches Bauwerk von monumentaler Dichte. Glazer schafft keinen Film über Architektur, sondern einen Film als Architektur. Und das ist eine radikale, aber faszinierende Entscheidung.
Fazit
The Brutalist ist sperrig, fordernd, und kompromisslos in seiner Ästhetik – doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem der eigenwilligsten und visuell konsequentesten Filme des Jahres belohnt.