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Fargo Season 5 – Gewalt, Humor und eine Heldin, die bleibt. Doch nicht alles sitzt.

Mit der fünften Staffel kehrte Fargo in einem Setting zurück, das sowohl vertraut als auch überraschend ist: Minnesota im Schnee, schräge Figuren, groteske Gewalt und eine Alltagswelt, die wie aus den Fugen geraten scheint. Doch diesmal ist etwas anders – und das macht den Reiz dieser Staffel ebenso aus wie ihre Schwächen.

 

 

Im Zentrum steht Dorothy „Dot“ Lyon, gespielt von Juno Temple, die sich mit Händen, Waffen und kühler Bauernschläue gegen das Patriarchat eines exzentrisch-brutalen Sheriffs (Jon Hamm in einer beängstigend guten Performance) zur Wehr setzt. Es ist Fargo im Gewand eines Home-Invasion-Dramas, einer Screwball-Komödie und eines moralischen Westerns zugleich – ein Genre-Mix, der mal genial, mal überambitioniert wirkt.

Was die Staffel herausragend macht, ist ihre inszenatorische Wucht. Noah Hawley versteht es, Dialoge wie Pistolenschüsse klingen zu lassen, und kreiert Szenen, in denen der Wahnsinn fast greifbar ist. Der schwarze Humor ist zurück, bissiger denn je, und die Bildsprache hat stellenweise Kinoniveau. Ein weiteres Plus: der Verzicht auf übertriebene Zeitsprünge und multiple Erzählstränge – die Handlung bleibt fokussiert, was Fargo gut bekommt.

Doch genau hier liegt auch der kritische Punkt: Hawley macht sich zunehmend selbst zum Zitat. Die Staffel leidet unter einem gewissen Meta-Bewusstsein – sie weiß zu genau, dass sie Fargo ist, und verliert damit stellenweise an Spontaneität. Die Gewalt ist effektvoll, aber manchmal zu kalkuliert, die Dialoge stellenweise zu clever für die Figuren, die sie sprechen. Und: Der feministische Subtext wird teils zu plakativ vorgetragen – was nicht stört, wenn es subtil bleibt, aber hier mitunter wie aus dem Drehbuchseminar wirkt.

Trotzdem bleibt Staffel 5 ein sehenswertes Kapitel dieser Anthologie-Reihe. Sie bringt frischen Wind, ohne das vertraute Fargo-Gefühl zu verlieren. Die Serie wagt viel – nicht alles gelingt, aber was gelingt, ist oft großartig.

 

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