B.O.N.Z.

Bloggende Online Nerds Zentraleuropa | Bloggerkollektiv | Webkultur

TV Serien

Dept. Q“ auf Netflix – Nordischer Noir mit Stärken und Schwächen

Die neue Netflix-Serie „Dept. Q“, basierend auf der gleichnamigen Bestsellerreihe des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen, bringt den skandinavischen Krimi-Thriller zurück ins Rampenlicht – kühl, düster und mit einer ordentlichen Portion psychologischer Tiefe. Doch reicht das aus, um sich gegen das breite Angebot an True-Crime-Formaten und Noir-Adaptionen durchzusetzen?

 

Atmosphäre & Ästhetik: Dänische Düsternis, wie sie sein soll

Optisch macht „Dept. Q“ fast alles richtig: Die kühlen Farbtöne, das zurückhaltende Licht, die triste Architektur Kopenhagens – alles atmet Melancholie. Regie und Kameraarbeit spielen subtil mit Schatten und Spiegelungen und bauen eine Atmosphäre auf, die deutlich macht: Hier geht es nicht um reißerische Action, sondern um innere Abgründe. Besonders hervorzuheben ist die durchgehende visuelle Konsistenz über alle Episoden hinweg – ein seltenes Qualitätsmerkmal bei Serienstarts.

Story & Erzähltempo: Viel Potenzial, nicht immer eingelöst

Die Prämisse ist vielversprechend: Kommissar Carl Mørck wird nach einem traumatischen Einsatz ins Kellerbüro versetzt und soll mit seinem neuen Partner Assad alte, ungelöste Fälle („Cold Cases“) aufarbeiten. Was nach klassischem Cop-Duo klingt, entwickelt sich in Ansätzen zu einer dichten Charakterstudie. Und doch bleibt die Serie hinter ihrem erzählerischen Potenzial zurück.

Gerade in den ersten beiden Episoden wirkt die Handlung oft gehetzt. Charakterentwicklung wird eher behauptet als wirklich auserzählt. Man spürt zwar das Trauma von Mørck und die inneren Konflikte von Assad, doch bleiben beide Figuren streckenweise blass – vor allem in den Dialogen, die gelegentlich zu konstruiert oder pathetisch daherkommen.

Darstellerische Leistungen: Licht und Schatten

Ulrich Thomsen als Carl Mørck liefert eine solide Leistung ab – stoisch, verbittert, verletzlich. Doch seine Darstellung kratzt oft nur an der Oberfläche der Figur. Die Nuancen, die seine Rolle im Buch so faszinierend machen, blitzen nur punktuell auf. Besser gelingt das Zaki Youssef als Assad: Warmherzig, klug und mit einem stillen Humor bringt er Leben in eine Serie, die sich manchmal selbst zu ernst nimmt.

Kritischer Blick: Zu sehr auf Nummer sicher?

Was eingefleischte Fans der Romanreihe enttäuschen könnte, ist der spürbare Versuch der Serie, sich möglichst massenkompatibel zu präsentieren. Die moralischen Ambivalenzen der Vorlage, die gesellschaftspolitischen Untertöne – all das wird angerissen, aber nie konsequent durchgezogen. Man fragt sich: Wollte man hier auf Nummer sicher gehen, um ein internationales Publikum nicht zu überfordern?

Auch der Kriminalfall der ersten Staffel – basierend auf „Erbarmen“ – wird recht konventionell abgehandelt. Der psychologische Horror, der im Roman so prägnant ist, wird zugunsten eines stringenten Spannungsbogens etwas geglättet.

Fazit: Vielversprechender Auftakt mit Luft nach oben

„Dept. Q“ ist solide nordische Krimikost mit stilistischer Klasse, einem starken Setting und punktuellen Gänsehautmomenten. Wer auf düsteren Realismus und entschleunigtes Erzählen steht, wird hier definitiv bedient. Doch die Serie bleibt – zumindest in ihrer ersten Staffel – zu vorsichtig, um wirklich aus dem Schatten der großen Noir-Vorbilder wie „The Killing“ oder „Bron/Broen“ herauszutreten.

 

Mick Herron: Ein Meister der Spionage-Satire

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert