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Hat dieser Youtuber Atlantis tatsächlich auf einer Karte gefunden?

Im Jahr 1882 erschien ein Buch mit dem Titel Atlantis: The Antediluvian World, geschrieben vom amerikanischen Politiker und Journalisten Ignatius Donnelly. Seine Theorie: Atlantis sei ein realer, versunkener Kontinent mitten im Atlantik gewesen, Ursprung aller großen Zivilisationen der Antike – von den Ägyptern bis zu den Mayas. Er stützte sich auf antike Quellen, vor allem auf Platons Dialoge „Timaios“ und „Kritias“, aber auch auf eine Karte, die angeblich die Lage des verlorenen Kontinents belegen sollte. Diese Karte, eine Mischung aus Geographie, Fantasie und Wunschdenken, beeinflusste Generationen von Atlantis-Suchern – und war, wie sich später herausstellte, in erster Linie ein Werkzeug pseudowissenschaftlicher Manipulation.

Der YouTuber und Journalist Johnny Harris griff diese Thematik jüngst in einem Video auf und deckte die Mechanismen hinter dem modernen Atlantis-Mythos auf: Wie Karten und Mythen gezielt instrumentalisiert wurden, um Verschwörungstheorien zu befeuern – und wie diese Narrative heute noch in den Köpfen vieler Menschen nachhallen. Der Mythos Atlantis, so Harris, sagt mehr über die Gegenwart aus als über die Vergangenheit:

 

Denn was als faszinierende Hypothese begann, wurde im 20. Jahrhundert zunehmend zum ideologischen Spielball. Die Nazi-Esoterik etwa griff Atlantis auf, um eine angebliche arische Urkultur zu rechtfertigen. Auch New-Age-Gruppen, UFO-Gläubige und „alternative Historiker“ wie Graham Hancock bauen ihre Theorien gerne auf dem unsichtbaren Fundament von Atlantis auf. Der gemeinsame Nenner: Sie umgehen den archäologischen und wissenschaftlichen Diskurs – und ersetzen ihn durch Karten, Mythen und Manipulation.

Platon selbst sprach nie von einem historischen Atlantis, sondern nutzte den Mythos vermutlich als Allegorie. Doch in einer Welt, in der Fakten zunehmend relativ erscheinen und Verschwörungen blühen, hat der Gedanke an eine untergegangene Superzivilisation eine fast magische Anziehungskraft. Die Karte von Atlantis ist dabei mehr als nur eine geografische Behauptung – sie ist ein Spiegel unserer Wünsche, Ängste und Sehnsüchte nach einer verlorenen, besseren Welt.

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