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Darum kostet eine Zahnpasta in Estland 10 Euro

Was früher ein Alltagsprodukt zum kleinen Preis war, wird in Estland zunehmend zum Luxusgut: Zahnpasta. In Supermärkten in Tallinn, Tartu oder Pärnu kostet eine handelsübliche Tube nicht selten bis zu zehn Euro – ein Preis, der im ersten Moment absurd erscheint. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass es für diese Entwicklung mehrere konkrete Gründe gibt.

Zunächst spielt die Inflation eine Rolle, die insbesondere im Baltikum zeitweise deutlich über dem EU-Durchschnitt lag. Seit dem Beginn geopolitischer Spannungen und gestörter Lieferketten – etwa durch den Krieg in der Ukraine – sind die Preise für importierte Waren massiv gestiegen. Da viele Zahnpflegeprodukte aus Finnland, Deutschland oder sogar noch weiter entfernten Ländern stammen, schlägt sich das in den Verkaufspreisen nieder.

Hinzu kommt: Estland hat sich in den vergangenen Jahren zu einem digitalen Hightech-Paradies entwickelt, doch gleichzeitig sind klassische Einzelhandelsstrukturen geschrumpft. Der Wettbewerb im stationären Handel ist begrenzt, insbesondere außerhalb der Hauptstadt. Grosse Supermarktketten diktieren die Preise – und wenn sie feststellen, dass Menschen auch zehn Euro für Zahnpasta zahlen, bleibt es dabei.

Ein weiterer Punkt: Estland gehört zur Eurozone, aber die Kaufkraft ist im Vergleich zu westlichen Ländern geringer. Das führt zu einer paradoxen Situation, in der Markenprodukte wie Elmex oder Sensodyne in Estland teurer sein können als in Zürich oder München – obwohl die Einkommen niedriger sind.

Nicht zuletzt spielt auch eine gewisse Konsummentalität mit hinein. In Estland gelten westliche Markenprodukte als Qualitätsgaranten – wer es sich leisten kann, greift eher zur deutschen Marken-Zahnpasta als zum lokalen No-Name-Produkt. Dass diese Präferenzen die Preise weiter in die Höhe treiben, ist ein Nebeneffekt des freien Marktes.

Ob zehn Euro für eine Tube Zahnpasta gerechtfertigt sind oder nicht – darüber lässt sich streiten. Fakt ist jedoch: Wer in Estland Wert auf gesunde Zähne legt und dabei auf gewohnte Marken zurückgreifen möchte, muss dafür tief in die Tasche greifen.

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