Aus dem Orbit: Goldgräberstimmung im Raumfahrt‑Internet
Die Raumfahrt erlebt einen Internet-Boom wie nie zuvor und Satelliten‑Internet ist keine Zukunftsvision mehr – es ist dabei, die globale Konnektivität nachhaltig zu verändern.
Revolution in abgelegenen Regionen
Bis zu 350 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugang zu Mobile‑Internet mit 3G‑Standard. In Ländern wie Kongo sind nur rund 50 % der Bevölkerung mit Hochgeschwindigkeits‑Internet versorgt, während es in den USA nahezu flächendeckend vorhanden ist. Dort spielen LEO‑Satelliten (Low Earth Orbit) ihre Vorteile aus: sie liefern vergleichsweise geringe Latenzen und hohe Bandbreiten – trotz der Nähe zur Erde.
Starlink dominiert – der neue Big Player
Starlink – SpaceX’ Satellitenprobe – versorgt inzwischen über 5 Millionen Kund:innen in rund 125 Ländern mit Internet. Die LEO‑Satelliten liefern Download-Raten, die in einigen Ländern günstiger sind als die lokalen Anschlüsse – etwa in Afrika, wo das monatliche Abo teils halber Preis im Vergleich zu bestehenden Providern bedeutet .
Wettbewerb am Start
Doch Starlink ist nicht allein:
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Eutelsat OneWeb (UK) bietet Constellationslösung mit Partnern wie Regierungen und ISPs.
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Amazon Project Kuiper startet seine erste Satellitenphase (der 578 Satelliten erste Phase wird bald live eingesetzt) – ausgestattet mit optischen Laser‑Inter-Sat‑Links für ultraschnelle Datenraten.
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In Indien entwickelt Orbit Connect (Jio + SES) ein nationalen Satelliten‑Internet‑Service.
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Die EU plant mit IRIS² bis 2027 eine sichere Satelliten‑Netzinfrastruktur für Behörden und Bürger .
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China stärkt nach mit QianFan (Spacesail/Hulianwang) und Guowang, Mega‑Konstellationen mit je Tausenden Satelliten und globalem Anspruch.
Ein orbitaler Wettlauf – Milliarden im Spiel
Ein Platz in LEO ist heiß begehrt: 11.600 Satelliten befinden sich derzeit in Umlauf, davon etwa 7.500 allein von Starlink. Die UN hat Anmeldungen für über 1 Million Satelliten genehmigt – LEO gleicht zunehmend einem umkämpften Immobilienmarkt. Elon Musk allein bringt Starlink‑Satelliten 2025 im Schnitt alle drei Tage ins All, rund 60 Millionen USD pro Falcon‑9‑Start.
Kurzlebige Giganten
LEO‑Satelliten haben nur eine Lebensdauer von etwa fünf Jahren – sie müssen stetig ersetzt und erneuert werden.Starlink hat bereits über 4.700 Satelliten gestartet; mehr als 1.000 sind bereits verglüht, weitere rund 170 auf Rückkehrkurs.
Fazit
Satellitengestütztes Internet ist längst keine Zukunftsmusik mehr.
Mit Starlink an der Spitze, aber flankiert von Amazon, der EU, China und weiteren Akteuren, brechen wir in ein neues Industriezeitalter auf – wo globale Konnektivität aus dem All kommt. Gleichzeitig ein Profit‑ und Prestige‑Wettkampf: gewaltige Kosten, orbitaler Overload durch Hunderttausende von Geräten und die Frage, wer das Internet morgen bereitstellt und kontrolliert. Der Wettlauf um das All‑Internet hat begonnen – und er betrifft uns alle.