Wenn man an Russland denkt, erscheinen oft Bilder von Moskau, der Roten Platz oder den endlosen Weiten Sibiriens. Doch nur wenige wissen, dass Russland nicht einfach ein einheitlicher Staat ist – es ist ein föderaler Vielvölkerstaat, der aus 85 föderalen Subjekten besteht, darunter 22 Republiken.
Diese Republiken unterscheiden sich von anderen Regionen Russlands durch ihre besondere rechtliche Stellung und ihre eigene kulturelle Identität. Jede Republik hat ihre eigene Verfassung, ihre eigene Amtssprache neben Russisch und oft auch eigene Symbole wie Flagge oder Wappen. Beispiele sind Tatarstan, Tschetschenien oder Baschkortostan.
Die Republiken sind in vielerlei Hinsicht Ausdruck der ethnischen und sprachlichen Vielfalt Russlands. Während in vielen Ländern ethnische Minderheiten oft keine politische Eigenständigkeit besitzen, bietet das russische System den Republiken zumindest theoretisch mehr Autonomie. Dazu gehört die Möglichkeit, eigene Bildungspolitik, kulturelle Programme oder sogar lokale Gesetze zu gestalten – innerhalb des Rahmens der russischen Bundesverfassung.
In der Praxis variieren die tatsächlichen Befugnisse stark. Einige Republiken, wie Tatarstan in den 1990er-Jahren, hatten deutlich mehr Selbstverwaltung, während andere stärker zentral kontrolliert werden. Dennoch ist das föderale System ein Spiegel der komplexen Zusammensetzung des Landes, das mehr als 190 ethnische Gruppen und über 100 Sprachen umfasst.
Für viele außerhalb Russlands bleibt dies oft unbekannt: Russland ist kein monolithischer Staat, sondern ein Mosaik von Kulturen, Sprachen und historischen Identitäten – vereint unter einem Dach, aber vielfältig in seinen einzelnen Republiken. Wer die Politik, Geschichte oder Kultur des Landes wirklich verstehen möchte, sollte diese föderale Struktur kennen.





