Sibirien unter Druck: Wie China das russische Hinterland still erobert

China könnte Sibirien wirtschaftlich und demografisch dominieren, aber eine militärische Eroberung ist äußerst unwahrscheinlich.


1. Interessen Chinas in Sibirien

China hat in Sibirien drei zentrale Interessen:

a) Rohstoffe:
Sibirien ist reich an Öl, Gas, Holz, Kohle, seltenen Erden und Wasser. China braucht all das, um seine Industrie und seinen Energiehunger zu stillen. Schon heute fließen Gasleitungen wie „Power of Siberia“ direkt von Russland nach China, und neue Projekte sind in Planung.

b) Land und Klima:
Der Süden Sibiriens bietet im Vergleich zu Nordchina relativ fruchtbare, wenig genutzte Böden. Im Zuge des Klimawandels könnten sich dort neue Agrarflächen öffnen. Chinesische Firmen pachten bereits russisches Land, um dort Soja, Getreide oder Gemüse für den Export nach China anzubauen.

c) Geopolitische Ausdehnung:
China sieht in Sibirien ein strategisches Hinterland, das Stabilität und Einfluss im eurasischen Raum sichern kann. Mit der „Belt and Road Initiative“ (Neue Seidenstraße) will Peking seine wirtschaftliche und politische Präsenz bis nach Europa ausdehnen – Sibirien ist ein zentraler Korridor auf dieser Route.


2. Demografische Realität

Die Bevölkerungsverhältnisse sind extrem ungleich:

  • In Russlands Fernem Osten leben weniger als 8 Millionen Menschen,

  • in den angrenzenden chinesischen Provinzen über 100 Millionen.

Chinesische Händler, Arbeiter und Landwirte sind längst präsent – vor allem in Grenzstädten wie Blagoweschtschensk oder Chabarowsk. Diese stille Durchmischung führt in Moskau zu wachsender Nervosität, auch wenn sie offiziell kaum thematisiert wird.


3. Militärische Perspektive

Militärisch ist ein Angriff Chinas auf Sibirien jedoch höchst unwahrscheinlich. Russland ist Atommacht, und selbst ein begrenzter Grenzkonflikt könnte eine nukleare Eskalation riskieren.
Zudem sind Peking und Moskau derzeit durch ihre gemeinsame Opposition gegen die USA strategisch verbunden – eine Allianz aus Zweckmäßigkeit, keine Freundschaft.

China weiß: Es erreicht seine Ziele in Sibirien effektiver durch Investitionen, Handel und langfristige Einflussnahme, nicht durch Krieg.


Fazit

China wird Sibirien nicht erobern – es wird es aufkaufen, erschließen und demografisch durchdringen.
Moskau wird das dulden, solange es wirtschaftlich profitiert und politisch das Gesicht wahren kann.
Am Ende könnte Sibirien also zwar russisch bleiben – aber zunehmend chinesisch aussehen.

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