SoundCloud war einst das Paradies für aufstrebende Musiker, ein digitales Mekka für Kreative, die ihre Tracks mit der Welt teilen wollten. 2007 gegründet, galt die Plattform als Revolution der Musikindustrie – roh, direkt, demokratisch. Doch während andere Netzwerke wie Spotify, TikTok oder YouTube längst Milliardenbewertungen und solide Geschäftsmodelle vorweisen können, steht SoundCloud seit Jahren im Schatten. Immer wieder kursierten Gerüchte über mögliche Übernahmen durch große Player wie Twitter, Spotify oder sogar Google – passiert ist nie etwas. Warum also will niemand SoundCloud wirklich kaufen?
Ein Hauptgrund liegt in der schwierigen Balance zwischen sozialem Netzwerk und Streamingdienst. SoundCloud war nie eindeutig positioniert. Es wollte gleichzeitig Künstlerplattform, Fan-Community und Musikdienst sein – und wurde dadurch in keinem Bereich wirklich stark. Für Investoren bedeutet das: ein unklarer Fokus, hohe Betriebskosten und kaum planbare Umsätze. Während Spotify mit seinen Lizenzen und Abomodellen klar kalkulieren kann, kämpft SoundCloud bis heute mit urheberrechtlichen Grauzonen und Content-Monetarisierung.
Hinzu kommt die technische Altlast. Die Plattform basiert noch auf älteren Strukturen, die nicht so leicht skalierbar sind wie moderne Streaming-Architekturen. Ein Käufer müsste viel investieren, um SoundCloud auf den Stand der heutigen Technologie zu bringen. Auch die Nutzerbasis ist problematisch: Zwar sind über 130 Millionen Tracks verfügbar, aber viele davon stammen von Hobby-Produzenten, Remixen und unveröffentlichten Demo-Versionen. Das ist künstlerisch spannend – wirtschaftlich aber schwer zu monetarisieren.
Ein weiteres Problem ist die Markenidentität. SoundCloud ist Kult, aber kein Kassenschlager. Für viele Musiker ist es das Sprungbrett – nicht das Ziel. Wer erfolgreich wird, zieht zu Spotify, Apple Music oder YouTube, wo Reichweite und Einnahmen größer sind. SoundCloud bleibt die Nische, das Underground-Netzwerk, das zwar Charme hat, aber kein solides Geschäftsmodell.
Kurz gesagt: Wer SoundCloud kauft, übernimmt eine Community, aber kein profitables System. Und das schreckt die großen Tech-Konzerne ab. Stattdessen kämpft SoundCloud selbst weiter ums Überleben – zwischen Idealismus und Marktlogik, zwischen Kunstfreiheit und Kapital.
Kritik: SoundCloud hätte längst zu einem digitalen Label oder einem Social-Musiknetzwerk der neuen Generation werden können, wenn es frühzeitig auf Creator-Tools, KI-basierte Promotion oder bessere Monetarisierungsmodelle gesetzt hätte. Doch so bleibt es ein Relikt der 2010er – beliebt, aber unbezahlbar.
