Lange galt die Schweiz als Herzstück der «Blauen Banane», jener legendären Wirtschaftsachse, die sich von Nordengland über das Rheingebiet bis nach Norditalien zieht. Dieser Raum war über Jahrzehnte das industrielle Rückgrat Europas – dicht besiedelt, hochproduktiv, wohlhabend. Doch die glänzende Banane verliert ihre Farbe. Europas Wirtschaft verschiebt sich – und mit ihr die Machtzentren.
Der Boom zieht nach Osten
Seit den 1990er-Jahren hat sich das industrielle Herz Europas spürbar nach Osten verlagert. Länder wie Tschechien, Polen, Ungarn oder die Slowakei sind zu zentralen Produktionsstandorten geworden. Experten sprechen heute von einer «goldenen Kugel» um Süddeutschland, die sich bis nach Osteuropa ausdehnt.
Diese Regionen profitieren von tieferen Löhnen, EU-Fördergeldern und ihrer engen Anbindung an den deutschen Industriekern. Währenddessen verlieren klassische Gebiete der Blauen Banane – darunter Teile von Frankreich, Belgien oder Norditalien – an industrieller Bedeutung. Auch die Schweiz spürt den Wandel: Viele Produktionsprozesse wandern dorthin, wo Fachkräfte günstiger und Flächen verfügbar sind.
Die Schweiz zwischen Stärke und Risiko
Trotzdem bleibt die Schweiz wirtschaftlich stark. Sie profitiert weiterhin von ihrer Lage zwischen den europäischen Zentren, von Forschung, Innovation und Exportkompetenz. Ihr Wohlstand basiert weniger auf Schwerindustrie als auf Wissen, Bildung und Präzisionstechnologie. Doch dieser Vorsprung ist nicht garantiert. Denn ohne klare Zusage zu Europa und mit dem Druck aus den USA, wird es schwierig werden. Die Schweiz hat den Finazplatz verloren, verwaltetich aber ziemlich viel Vermögen von einlussreichen Familien der Welt. Nur, das Geld gehört nicht der Schweiz und damit bleibt wenig Spielraum. Die Schweiz droht, zwischen den grossen Blöcken wie USA sowie China und Russland zwischen die Fronten zu geraten
Der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann warnt ebenfalls, dass geografisches Glück allein nicht mehr reicht. Die Schweiz müsse sich in einem Europa behaupten, dessen wirtschaftliche Dynamik sich zunehmend in den Osten verschiebt. Gleichzeitig drohen strukturelle Herausforderungen: hohe Bodenpreise, Fachkräftemangel und die Abhängigkeit von globalen Märkten.
Europas Ungleichgewicht wächst
Die Blaue Banane steht sinnbildlich für Europas wirtschaftliche Spaltung. Während im Osten neue Industriezonen boomen, kämpfen südliche und westliche Regionen mit Stagnation. Ökonomen warnen vor einer wachsenden Kluft zwischen dem produktiven Kern und der «vergessenen Peripherie».
Politisch ist das brisant: Wenn Wohlstand und Chancen ungleich verteilt bleiben, wächst der Druck auf die EU – wirtschaftlich wie gesellschaftlich. Auch für die Schweiz, die eng mit dem europäischen Binnenmarkt verflochten ist, bedeutet das Unsicherheit.
Neuer Wohlstand braucht neue Strategien
Die Zukunft der Schweiz in Europas Wirtschaftslandschaft hängt nicht allein von ihrer geografischen Lage ab, sondern davon, wie sie sich in diesem neuen industriellen Gefüge positioniert. Investitionen in Forschung, nachhaltige Technologien und Bildung bleiben entscheidend. Gleichzeitig braucht es eine stärkere Einbindung in europäische Innovationsnetzwerke – jenseits alter Handelsachsen.
Die Blaue Banane mag verblassen. Doch wer sich rechtzeitig neu orientiert, kann auch in der nächsten Wachstumswelle eine zentrale Rolle spielen.
Quellen:
- Die Schweiz liegt mitten in der «Blauen Banane»
- Was ist die Blaue Banane und warum ist sie für Europa immer noch wichtig?
- No more Blue Banana, Europe’s industrial heart moves east
- «EU-Verträge bringen grösste Regulierungswelle der Geschichte»
- https://www.wellnessino.ch/9660/schweiz-im-sturm-der-geopolitik-droht-der-neutralitaet-ein-ende/




