Shadow Boxing: Großer Pop aus Norwegen
„I’m gonna let you run, run, run!“, singt Laila Samuels und es ist wahr. Ein Klavier sendet leise Töne aus, die mehr ein Windhauch sind, irgendwann gesellen sich bedächtig eine subtil eingesetzte Gitarre und ein Chor hinzu. Nichtsdestotrotz überlässt das anmutige Instrumental die Bühne der norwegischen Sängerin. „Run Run Run“ ist ein Song, der eine Mischung aus Emotionen in sich trägt. „Es ist schwer, das runter zu brechen“, sagt Laila Samuels selbst. Es ist eine Melancholie über das Unwiederbringliche von Vergangenem, die sich hier auf eigentümliche Art und Weise mit einem hoffnungsvollem Blick auf das Kommende verbindet. Im dazugehörigen Video begeben sich die beiden Schauspieler Jonas Lauenstein und Anton Spieker – der 2015 den deutschen Schauspielpreis gewann – auf eine Reise ins Ungewisse: Sie wandern durch menschenleeres Land, vorbei an Gletschern und entlang des Meeres. Ein musikalischer Roadmovie, dessen unerwartetes Ende irritiert und ratlos zurücklässt. Gedreht wurde eine ganze Woche lang auf den Lofoten, einer Gruppe von mehr als achtzig kleinen Inseln vor der norwegischen Küste. Der eindrucksvolle Clip erscheint am 28. April parallel zum Erscheinen des Songs als Leadsingle von »Shadow Boxing«.
Laila Samuels schrieb »Run Run Run« bei einer Studio Session, »Ich hab ihn quasi direkt eingesungen«, erzählt sie. Diese ersten Aufnahmen fühlten sich sofort richtig an und sie sind es bis heute – obwohl oder gerade weil man als Hörer nicht sicher sein kann, ob Laila in ihrem Text von sich selbst erzählt oder nicht. Vielleicht, könnte man sagen, ist es das, was »Run Run Run«, sowohl den Song als auch die dazugehörige »Shadow Boxing EP«, so besonders macht: Laila Samuels schafft es auf jedem einzelnen der Stücke aus ihrem gegenwärtigen Songwriter-Ich auszubrechen und eines ihrer vergangenen Ichs durch ihre Stimme sprechen zu lassen.
Ein Umstand, durch den Stücke wie das schwere, aber hoffnungsvolle und mit norwegischen Folklore-Klängen angereicherte Titeltrack »Shadow Boxing« gleichzeitig persönlich und universell wirken. »Der Song handelt davon, wie es sich, nach einer schweren Lebensphase, anfühlt aufzuwachen und zu wissen: das Schlimmste ist endlich vorbei.«
Ein interessanter Fakt: Eigentlich hatte Laila Samuels, die in den letzten Jahren zwar hier und da einzelne Songs, aber nie eine komplette Platte veröffentlicht hat, »Shadow Boxing« gar nicht für sich selbst geschrieben, sondern ihn einem anderen Künstler angeboten. Mehr als zehn Jahre lang hatte Samuels vor allem im Hintergrund der Musikbranche gearbeitet und unzählige Songs für andere Künstler geschrieben, für manche internationale Größe und seit sie vor sechs Jahren nach Berlin zog auch für viele große Deutsche Popstars. Laila fühlte sich wohl damit, dass andere ihre Texte im Radio singen, an dem ganz großen Rampenlicht hatte sie das Interesse verloren, nachdem sie mit Zwanzig von einem Tag auf den anderen bei Musikmanager-Legende Clive Davis in dessen New Yorker Büro saß, um einen Vertrag mit Arista Records zu unterschreiben. 1998 war das, mit der heute beinahe in Vergessenheit geratenen, norwegischen Band The Tuesdays, die damals allerdings sogar die Billboard Charts eroberte und mit ihrer ersten Single sieben Wochen lang auf Platz Eins der norwegischen Charts stand.
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