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Heisses Eisen: Acht Alben, die es (aus verschiedenen Gründen) nicht in meine Top 20 von 2015 geschafft haben – Teil I

Auch Ende 2015 habe ich wieder einige Stunden dafür aufgewendet, eine Liste der 20 besten Alben des Jahres zusammenzustellen. Solche Listen erfreuen sich ja mittlerweile immenser Beliebtheit. Sie füllen ganze Foren, Online-Zines und Facebook-Gruppen. Cool daran, selber eine solche Liste zu machen, ist aber nicht nur, dass man damit der ganzen Welt zeigen kann, was für ein krasser Musikkenner oder Underground-Nerd man ist, sondern vor allem, dass man einen persönlichen musikalischen Jahresrückblick macht und sich nochmals intensiv mit Alben auseinandersetzt, die man vielleicht – bei aller Liebe – seit mehreren Monaten nicht mehr richtig angehört hat. Wie dem auch sei, ich präsentiere euch hier nicht meine 20 Lieblingsalben von 2015, sondern Alben, die es gerade nicht in die Liste geschafft haben. Verliereralben sind das aber beileibe nicht. Jedes dieser Alben hätte es in die Top 20 schaffen können, wenn ich zum damaligen Zeitpunkt in einer anderen Stimmung gewesen wäre, die Prioritäten anders gesetzt hätte oder früher drauf gekommen wäre. Und das bringt mich zu einer letzten Vorbemerkung: Das allseits abgefeierte Meisterwerk von Mgla  «Exercises in Futility » findet ihr weder hier noch in meiner Top 20. Dies schlicht darum, weil ich bis zum heutigen Tag nicht dazu gekommen bin, mir die Platte in Ruhe digital anzuhören – auf Vinyl gibt es sie ja immer noch nicht. Egal: Hier kommt der Rest der Besten von 2015, Teil I.

 

Grift – Syner

Zur Einmann-Band geschrumpft haben Grift – bzw. hat Erik Gärdefors – eines besten Black Metal-Alben des Jahres mutterseelenalleine komponiert, arrangiert und eingespielt. Und ja: Der Kerl lebt tatsächlich irgendwo allein in der Abgeschiedenheit. Dort nimmt er sich jede Menge Zeit, um an seiner Musik zu feilen. Das hört man, denn die Songs sind – zumal für eine am ehesten dem Depressive Black Metal zuzuordnende Scheibe – durchdacht, spannend, packend. Die Melodien berühren, die Atmosphäre entführt einen in die dunkle, melancholische, aber nicht hoffnungslose Welt des Erik Gärdefors. Zur depressiven Stimmung gesellen sich nämlich folkige Lichtblicke, Pianoklänge, Klargesang. Ein wunderbares, eindringliches Stück melodischen, scheuklappenfreien Black Metals. Ab in den Wald!

  

Black Breath – Slaves beyond death

Auch 2015 gab es wieder einige herausragende Death Metal-Releases. Das neue Black Breath-Album gehört definitiv dazu und hat es nur deshalb nicht in meine Top20-Liste geschafft, weil ich die Platte erste Ende Dezember gekriegt habe. Man ist sich von der Band ja Qualität gewohnt. Und  »Slaves beyond death » steht den grossartigen Vorgängern in keiner Weise nach. Im Gegenteil: Das letzte Album wird übertroffen, das Debüt mit seiner charmanten Poison Idea-Schlagseite (Hört die eigentlich sonst noch wer?) nur knapp nicht erreicht. Schweden regiert natürlich nach wie vor. Das Geile bei Black Breath ist, dass sie ein Wahnsinnsriff nach dem anderen raushauen, und dabei – ohne ihr stilistisches Gärtchen zu verlassen – immer wieder überraschende Wendungen einbauen, die einem ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Pressant haben sie es zum Glück meist nicht so. Lieber suhlen sie sich genüsslich in einzelnen Riffs und Passagen, drücken aber ganz gezielt aufs Gaspedal. Und die Produktion? Tupfgenau so, wie sie sein soll. Ein Fest!

 

 

Blaze of Perdition – Near death revelations

Äh, warum ist diese Platte nicht in meiner Top 20 gelandet? Aus aktueller Warte kann ich das grad nicht nachvollziehen. Denn was die Polen da rausgehauen haben, ist nicht weniger als ein Meisterwerk zeitgenössischen Black Metals. Die Geschichte hinter dem Album ist dabei so tragisch, wie wohl letztendlich inspirierend für eine Band wie Blaze of Perdition: Ein Tourbus-Unfall 2013 kostete den damaligen Basser 23 das Leben, Drummer Vizu und Sänger Sonneillon wurde schwer verletzt. Die traumatischen Ereignisse stellen den thematischen Hintergrund von  «Near death revelations ». Die musikalische Umsetzung ist eindrücklich: Mächtiger, episch wirkender Black Metal mit der richtigen Balance zwischen hasserfüllter Raserei und grosser Melodie, hier und da ein melancholischer Moment. Man agiert durchdacht, aber nie gekünstelt. Und spielerisch auf ziemlich hohem Niveau, ohne zu viel an Rohheit einzubüssen. Enter the tunnel of no light.

  

Enforcer – From beyond

Zum Ende des ersten Teils noch etwas Leichtfüssigeres: Zugegeben, die früheren Enforcer-Alben haben mich nie so überzeugt, dass ich mich intensiver mit ihnen beschäftigt hätte. Vielleicht sollte ich das noch tun. Egal.  «From beyond » hatte es mir auf Anhieb angetan. Klassischer, speediger Heavy Metal, true bis auf die Knochen, nicht im Geringsten aufgesetzt, niemals cheesy. Nichts Neues, mag der Innovationsfetischist sagen. Aber als Freund guten Songwritings, toller Gitarrenarbeit und echten Metal-Spirits scheisst man auf sowas. Insofern gilt hier dasselbe wie für Black Trip – bei denen ja zwei Enforcer-Mitglieder mittun -, deren  «Shadowline » ich in meiner Top 20 gelistet habe: Wozu das Rad neu erfinden, wenn man grandiose Songs scheinbar einfach so aus dem Ärmel schüttelt?  «From beyond » macht von vorne bis hinten Spass – und beim Titeltrack läufts mir kalt den Rücken runter. Viel besser kann man das hier schlicht nicht machen.

  

 

Matte

Für Heavy Metal zuständig … und ist der linke Fuss und die rechte Hand von Trollhauser.

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